Dienstag, 20. Oktober 2009

Die Wunder Jesu

Wundergeschichten in den Evangelien - was ist von ihnen zu halten? Wie geht die Theologie mit ihnen um? Die Namen Strauss und Bultmann stehen als Markierungspunkte in der protestantischen Theologiegeschichte. Das nachfolgende Referat über die Wunder Jesu erinnert an die theologische Diskussion vor vier Jahrzehnten. Ist die evangelische Kirche seitdem in der Frage weitergekommen?

Die Wunder Jesu

In "Lutherische Rundschau", Zeitschrift des Lutherischen Weltbundes, 16. Jhg., Nr. 3, Juli 1966, ist ein Votum von Jürgen Roloff, von 1958 bis 1961 Mitarbeiter der Theologischen Abteilung des LWB, zur Bildung der Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium" abgedruckt, in dem, S.. 413 die Verschwommenheit der gegenwärtigen Predigt auch darauf zurückgeführt wird, dass die Prediger sich in subjektiver Ehrlichkeit auf Karl Barth und Rudolf Bultmann berufen, auf Männer also,"die eine ganze Theologengeneration geprägt haben und die, wenn auch mit verschiedenem Akzent, die Verkündigung von der Historie befreien wollten, indem sie alles Gewicht auf den "Anredecharakter der Predigt legten." Roloff fährt fort: "Allein, wir beginnen heute zu sehen, dass es bei diesem Ausweichen auf die Dauer nicht bleiben kann, wenn die Kirche sich nicht den Vorwurf der Unwahrhaftigkeit zuziehen will. Die Fragen an die Kirche werden lauter, das Unbehagen wächst. Wir sollten uns, jenseits von aller billigen Apologetik, um klare und sachliche Antworten bemühen, ehe es zu spät ist."

In diesem Votum, ist dreierlei bezeichnend: 1) dass es sich, obwohl es mit der "Bekenntnisbewegung: Kein anderes Evangelium" stark ins Gericht geht, im offiziellen theologischen Organ des LWB befindet (die "Lutherische Runschau" hat übrigens in letzter Zeit eine ganze Reihe kritischer Beiträge abgedruckt, an denen nicht zuletzt auch zu erkennen ist, wie überholt Etikettierungen wie "orthodox" oder "liberal" heute auch in Raume des Luthertums sind); 2) dass es das theologische Unternehmen Barths und Bultmanns letzten Endes als Flucht vor der Historie versteht, worauf ich bereits 1955 in der Debatte um die Entmythologisierung (Kerygma und Mythos IV) hingewiesen habe; 3) dass es von der Einsicht getragen ist, die Kirche sei zu klaren und sachlichen Auskünften sich selbst und der Gemeinde gegenüber verpflichtet und dürfe angesichts verfänglicher Themen nicht mehr länger einen Bogen machen wie die Katze um den heißen Brei, auch nicht unter Verschanzung hinter Barth und Bultmann. Dass die Gebildeten auch bei uns Antworten ohne Hörner und Zähne haben wollen, zeigte sich, als ic kürzlich in Porto Alegre vor Studenten aller Fakultäten über die Frage "Christlicher Glaube und Naturwissenschaft" gesprochen habe. Die Zielrichtung der Frage bei der Diskussion bewegte sich sehr bald auf die Wunder in den Evangelien. Dieselbe Erfahrung machte ich bei einer Akademietagung in La Paz, wo ich auch über das Thema "Naturwissenschaft und Glaube" referiert habe, wesentlich unter Bezugnahme auf die biblische Schöpfungsgeschichte. In der Diskussion wurde dann sehr scharf nach der Einstellung der Kirche zu den neutestamentlichen Wundern, inclusive Ostergeschichte, gefragt.

Sowohl die Theologen als auch die Gemeinde werden immer wieder mit Wundererzählungen konfrontiert, zumal die gängigen Perikopenreihen alle auch Predigttexte bzw. Lesungen über Wunder Jesu einschließen. Es ist deshalb nicht etwa abwegig, wenn wir uns einmal speziell mit der Wunderfrage befassen.

Dieses Referat ist als Korreferat zu den Ausführungen P. Baeskes gedacht, so daß ich mich, zwangsläufig, ziemlich kurz zu fassen habe. Ich beziehe mich in meinen thesenhaften Ausführungen auf folgende Literatur: D. F. Strauss, Leben Jesu für das Volk, 1864; Martin Dibelius, Jesus, 1949; Adolf Harnack, Das Wesen des Christentums, 1908; Joseph Klausner, Jesus von Nazareth, 1952; Rudolf Bultmann, Glauben und Verstehen, I. Bd.,1958; Helmut Ristow und Karl Matthiae, Der historische Jesus und der kerygmatische Christus, 1961; Helmut Thielicke, Ich glaube, 1965; und auf eine eigene, im November in Bern erscheinende Arbeit (Krise und Neuansatz der Christologie).

Nun zur eigentlichen Wunderfrage:

Die Evangelien enthalten eine ganze Reihe von Wundererzählungen: Blindenheilungen, Heilungen von Gelähmten, Aussätzigen, Tauben und Stummen, Heilungen von Besessenen, unwillkürliche Heilungen und Heilungen aus der Ferne, Totenerweckungen, Naturwunder, Speisungswunder, das Weinwunder und andere Wundertaten.

Strauss hat sie in zwei, bzw. drei Klassen eingeteilt, "sofern sie entweder an Menschen oder an der außermenschlichen Natur, und die ersteren entweder an dem kranken oder dem erstorbenen menschlichen Organismus verrichtet werde ." (L. J. II, S. 55) Strauss ist insofern wichtig, als er der erste ernstzunehmende Kritiker der Wunder in der Theologiegeschichte ist.

Was ist von diesen Wundern zu halten?

Gemäß der ältesten Überlieferung der Geschichte Jesu, den Petrusformeln, ist an Jesu Wundertätigkeit nicht zu zweifeln. Sie ist "so gut verbürgt, wie ein solches Geschehen durch volkstümliche Berichte überhaupt verbürgt werden kann." (M. Dibelius,. 72) Es ist recht aufschlußreich, dieser Feststellung des Historikers Dibelius den Satz seines Schülers Bultmann gegenüberzustellen: "Deshalb sind in der Diskussion die "Wunder Jesu, sofern sie Ereignisse der Vergangenheit sind, restlos der Kritik preiszugeben, und es ist mit aller Schärfe zu betonen, daß schlechterdings kein Interesse für den christlichen Glauben besteht, die Möglichkeit oder Wirklichkeit der Wunder Jesu als Ereignisse der Vergangenheit nachzuweisen, dass im Gegenteil dies nur eine Verirrung wäre." (Glauben und Verstehen I S. 227) Hier kann man sehr gut beobachten, wie der eigentliche Begründer der formgeschichtlichen Schule, Martin Dibelius, die Historie noch als solche ernstgenommen hat, während sich sein berühmter Kollege, Rudolf Bultmann, durch die unbequeme Historie sein theologisches Konzept nicht verderben lassen möchte. Ob die Wunder für den christlichen Glauben von Interesse oder nicht von Interesse sind, ist eine sekundäre Frage, die uns nicht von der Pflicht entbindet, zunächst einmal nach ihrer Möglichkeit und Wirklichkeit zu fragen. Die Stellung Bultmanns zur Wunderfrage ist ein Musterbeispiel für seine historische Skepsis. Wenn nur diese Einsicht hier akzeptiert würde, hätte sich der Vortrag dieses Korreferates bereits gelohnt.

Wie Klausner und Stauffer mitteilen, besitzen wir auch jüdische Zeugnisse vom Wunderwirken Jesu. Wenn die Wundererzählungen keine Wurzeln in der Geschichte Jesu hätten, würden die Juden das sofort herausgefunden haben. Grundsätzlich ist also an der Wundermacht Jesu nicht zu zweifeln.

Dennoch ist, gerade den Wundererzählungen gegenüber - das ist kein Geheimnis - weitgehende Kritik vonnöten, da ihnen die Tendenz, Jesus zu verklären, sofort abzuspüren ist. Hier liegt die Berechtigung der formgeschichtlichen Kritik, besonders ausgeprägt bei Bultmann,die im Prinzip aber schon bei Strauss und Wrede zu finden ist.

Religionsgeschichtliche Parallelen belehren uns darüber, dass man in allen Religionen des Altertums mit Mirakeln und effekthaschenden Zauberkunststückchen nicht gerade sparsam umgegangen ist. Hier gebe ich übrigens Bultmann recht, wenn er sagt, der Unterschied von Christentum und Heidentum liege nicht in einem verschiedenen Wundergedanken und nicht einmal in einem verschiedenen Gottesgedanken, sondern nur darin, dass das Christentum vom wirklichen Gott rede, weil es vom wirklichen Wunder, nämlich vom Wunder der Gnade Gottes, der Vergebung, reden könne.

Schließlich haben wir noch religionspsychologische Argumente zu beachten: Die Wundersucht in Enthusiasmus versetzter und fanatisierter Massen ist ein Faktum, mit dem auch in unserem Zusammenhang gerechnet werden muß.

Weiter ist uns bekannt, dass man die Großen im Reiche der Religion überall und zu allen Zeiten gern mit allerlei Wundern umgeben hat. Dibelius rechnet sogar damit, "dass die Christen mitunter nicht nur fremde Motive, sondern auch ganz fremde Erzählungen sich angeeignet und auf ihren Heiland übertragen haben." (S. 76)

Am Ende kommen auch naturwissenschaftliche Einwände hinzu. Es ist nicht zu leugnen, dass wir im Altertum weithin einem unaufgeklärten Wunderglauben ohne naturwissenschaftliches Gewissen begegnen, und dass wir es bei den Autoren oder Redaktoren der Evangelien mit von physikalisch und biologisch unbedarften Gemütern zu tun haben, worauf Thielicke besonders hinweist. Er verweist etwa auf das Beispiel eines Gewitters, das dem naiven Menschen Ausdruck des Zornes Gottes sein kann, während es sich in Wirklichkeit um ein mit der Elektrizität zusammenhängendes Phänomen handle. Bultmann bemerkt übrigens, dass einem derart naiven Gemüte Gott logischerweise ein Stück Welt, also etwa eine der Elektrizität vergleichbare Energie sein müsse.

1) Wunder als Erfüllung biblischer Verheißung oder Nachahmung eines Propheten?

Auf diese Frage hat bereits Strauss hingewiesen, welcher, bei der Beschreibung des Begriffes des Mythus, Folgendes ausführt: "Nachdem einmal, sage ich, erst Wenige, dann immer Mehrere dazu gelangt waren, in Jesus den Messias zu sehen, glaubten sie, es müsse an ihm auch alles zugetroffen sein, was man, den alttentamentlichen Weissagungen und Vorbildern und deren landläufiger Auslegung zufolge, von dem Measias erwartete. Möchte Jesu Nazarenerthum noch so landkundig sein: als Messias, als Davidssohn, mußte er gleichwohl in Bethlehem geboren sein, denn Micha hatte es so vorausgesagt. Mochten von Jesu noch so scharfe Tadelworte gegen die Wundersucht seiner Landeleute in der Überlieferung leben: der erste Befreier des Volkes, Moses, hatte Wunder gethan, so mußte der letzte Befreier, der Messias, und das war ja Jesus gewesen, gleichfalls Wunder gethan haben. Zu jener Zeit, d. h. der messianischen, hatte Jesaias geweissagt, werden die Äugen der Blinden geöffnet werden und die Ohren der Tauben hören; dann werde der Lahme springen wie ein Hirsch und die Zunge der Schwerredenden fließend reden: so wußte man auch im Einzelnen, welcherlei Wunder Jesus, da er der Messias gewesen war, verrichtet haben mußte. So kam es, daß man über Jesum in der ersten Gemeinde Erzählungen erdichten konnte, ja erdichten mußte, ohne sich der Erdichtung bewußt zu sein."(Leben Jesu S. 76) Im Il. Band, S. 75, bezieht sich Strauss auch auf die "Todtenerweckungen" und verweist auf Elia (l. Kön. 17,17 ff.) und Elisa (2. Kön. 4,18 ff.) die auch schon Tote erweckt hatten

Es ist also offenbar, dass den Wundergeschichten der Evangelien schwerwiegende Argumente gegenüberstehen, denen die wenigsten standzuhalten vermögen.

Klausner hat die Wunder, welche Jesus zugeschrieben werden, in fünf Kategorien eingeteilt (S. 364 ff.). Ich halte mich hier bewußt an den jüdischen Historiker, weil er mir in der Wunderfrage als unvoreingenommen und objektiv erscheint, der hier nicht, wie die meisten Christen, dogmatische, sondern lediglich historische Interessen vertritt.

Die Einteilung Klausners sieht folgendermaßen aus:

Klausner knüpft also nur an die Strauss’sche Tradition an, wenn er unter Kategorie 1 die Auferweckung das Töchterleins des Jairus, des Jünglings zu Nain und des Lazarus nennt; ferner das Wunder der Brotvermehrung, dem Vorbild den Elia nachgebildet. Oder das Öl im Kruge vermehrt und damit viele Flaschen füllt, um so die Frau eines der "Söhne der Propheten" von ihrer Schuld zu befreien" und der "mit zwanzig Gerstenbroten hundert Menschen speist und sogar noch Brot übrigbehält."(S. 364)

Die Parallelen sind so eindeutig, dass man sie gar nicht übersehen kann, wenngleich im Einzelnen an der Darstellung Strauss’ und Klausners Korrekturen vorgenommen worden können oder sogar vorgenommen werden müssen.

2) Poetische Metaphern die fälschlich als Wunder berichtet wurden.

Hierher gehört z. B. die wunderbare Geschichte vom Vertrocknen eines Feigenbaums auf Jesu Geheiß, die sich auf ein Gleichnis Jesu (Lk.13,6 - 9) aufgebaut hat.

3) Visionen als Wunder.

Hierzu zählt Klausner das Mirakel vom Wandeln Jesu auf dem Meer (Mk. 6,47 - 51).

4) Scheinbare Wunder.

Hierher gehört das Wunder von der Stillung des Sturmes (Mk. 4,35 - 41) das auf einem Zufall beruhe.

5) Heilung Nervenkranker infolge außergewöhnlicher Suggestionskraft Jesu.

Dieses Schema ist ausgezeichnet, es kommt nur darauf an, wie es im Einzelnen gefüllt,wird. Harnacks berühmter Satz ist auch heute noch gültig: "Dass die Erde in ihrem Lauf je stille gestanden, dass eine Eselin gesprochen hat, ein Seesturm durch ein Wort gestillt worden ist, glauben wir nicht und werden es nie wieder glauben, aber dass Lahme gingen, Blinde sahen und Taube hörten, worden wir nicht kurzerhand als Illusion abweisen." (S. 18) Wir können es schon aus dem Grunde nicht abweisen, weil wir Lourdes und Bad Boll, Gröning und Zaiss nicht ableugnen können.

Eines allerdings muß bemerkt werden: Jesus vermochte nur dort zu heilen, wo er Glauben fand. Das wird durch Jesu Erfahrung in seiner Heimatstadt bestätigt (Mk. 6,5 f.). Zum andern hat Jesus wiederholt gesagt: "Dein Glaube hat dir geholfen." (Mt.9,22). Dibelius weist darauf hin, dass sich mit der Heilung oft eine Verkündigung verbindet. Wo die Verkündigung nicht angenommen wird, ist eine Heilung nicht möglich. "Es handelt sich um seelisch bedingte Leiden, die durch einen Eingriff in das Seelenleben des Patienten geheilt werden." (S. 73)

Im Grunde ist die Wunderfrage seit Strauss gelöst, nämlich seitdem er den Begriff des "Mythus" in die Evangelien einführte, nachdem dieser auf das Alte Testament schon länger angewendet worden war. In Bultmanns Forderung der Entmythologisierung des Neuen Testamente ist das Problem dann wieder zur Sprache gekommen.

Wir haben uns nun, nach einer mehr historischen Beurteilung der Wunder noch der theologischen Frage zuzuwenden, welcher theologische Wert den Wundern etwa beigelegt werden könnte.

Wenn wir von "Wundern" reden, meinen wir damit miracula, im Sinne wunderbarer, die Naturgesetze durchbrechender Ereignisse. Hier muß es bei der von Harnack beschriebenen Haltung bleiben: Wir dürfen den entsprechenden Wundererzählungen nicht den Anschein der historischen Wirklichkeit zu geben versuchen, sondern haben sie, ein für allemal, als "erledigt" zu betrachten. Bultmann argumentiert ganz richtig: "Der Gedanke des Mirakels ist also unvollziehbar geworden und muß preisgegeben werden."(Glauben und Verstehen I S. 216)

Andererseits müssen wir anerkennen, dass Jesus besondere Heilungen, die wir aber nicht miracula nennen dürfen, da es sich bei ihnen nicht um Ereignisse contra naturam handelt vollbrachte; nur erhebt ihn dies nicht über andere vergleichbare Heiler. Seine Heilungen sind nicht theologisch beweiskräftig. Sie waren es zu seiner Zeit nicht, denn die Schriftgelehrten schrieben sie einem unreinen Geist zu bzw. sagten: "Er hat den Beelzebub, und durch den obersten Teufel treibt er die Teufel aus."(Mk. 3,22). Sie sind es auch heute nicht. Thielicke stellt fest: "Was für die Augenzeugen... immerhin eine -gewisse Beweiskraft haben mochte, kann es für uns jedenfalls nicht mehr haben." (S. 87) Hier ist auch an das Lessing-Wort zu erinnern: "Ein anderes ist es, selber Wunder zu erleben, und ein anderes, nur berichtet zu hören, dass andere sie wollen erlebt haben."

Nach Jesu eigener Intention konnten seine Krafttaten nicht als konstatierbare Ereignisse der Offenbarung Gottes in der Welt verstanden werden. Es konnte ihm unmöglich an einem Ersatz des Glaubens durch das Schauen gelegen sein. Davon zeugt die Versuchungsgeschichte genau so wie die Erzählung von Thomas, deren Skopus gerade in dem Wort liegt: "Selig sind, die nicht sehen und doch glauben."

Die sogenannten "Wunder" sind also durch die Bank inclusive,die Heilungen Jesu, für die Christologie unbrauchbar. Delling konstatiert: "Es gibt kein den Unglauben widerlegendes Zeichen." Die Machttaten Jesu haben auch keine eigentlich "christologische", keine messianische Bedeutung in dem Sinne, dass sie die Messianität Jesu als solche bestätigen." (Der historische Jesus, S. 391) Theologisch legitim kann nur vom "Wunder" im Singular geredet werden: vom"Wunder der Offenbarung, d. h.: "Offenbarung der Gnade Gottes für den Gottlosen, Vergebung." (Bultmann Glauben und Verstehen I S. 221) Vergebung ist ein Wunder im Gegensatz zum Weltgeschehen, wie Bultmann es ausdrückt. Mit einem Seitenblick auf "die Wunder" sagt er: "Der Mirakelgedanke ist ein primitiver, unklarer Ausdruck dafür, dass Gottes Tun verstanden ist in seinem Gegensatz gegen alles Weltgeschehen und weltliche Tun." (S. 226)

Der Glaube an das Handeln Gottes führt nun allerdings immer wieder zum subjektiven 'Glauben an Gottes Eingreifen in die Welt, d. h. an den Geschichtsverlauf und in mein Leben. Ich sage "subjektiv", weil sich dieses Eingreifen Gottes niemals objektiv konstatieren ließe. Es handelt sich, wie Thielicke sagt, um einen subjektiven Gehalt, d.h., das Wunder haftet an meinem Auge, nicht am Objekt. Man könnte genauso gut von einer religiösen Deutung historischer Ereignisse sprechen, nur dürfte solches Deuten, wie Rudolf Bultmann sagt, nicht überhandnehmen, da man sonst Weltereignisse nicht mehr Weltereignisse sein ließe und, durch eine Hintertür, den Mirakelbegriff, den man eben hinausbefördert hat, doch wieder herein ließe. Wofern der subjektive Glaube an Gottes Eingreifen in die Welt- wohlbemerkt, objektiv nicht aufweisbar - dezent, fast möchte ich sagen "keusch und züchtig" bleibt, kann man, wie Bultmann das tut, tatsächlich sagen: "Steht es aber so, dann hat der Christ wirklich die Möglichkeit, immer neue Wunder zu sehen. Dies Weltgeschehen, das dem ungläubigen Auge als gesetzmäßiger Ablauf von Ereignissen erscheinen muß, gewinnt für ihn den Charakter einer Welt, in der Gott handelt." (S.226) Damit wird, das war der große Fehler der älteren Theologie, der Unterschied von Weltgeschehen und Tun Gottes nicht preisgegeben, sondern es wird vielmehr deutlich, "dass der Glaube an Gott und an das Wunder überhaupt das Gleiche bedeutet." (Bultmann S. 219) So wie Gott nicht konstatierbar ist, ist es auch das Wunder nicht.

Wenn der Christ vom Wunder redet, so bezieht er sich damit nicht auf historische Fakten wie z. B. die Auferweckung des Lazarus, sondern auf seine eigene Existenz, d. h. darauf, dass in seinem Leben Gott sichtbar geworden ist. Fast möchte ich sagen, Goethe habe mehr von Theologie verstanden als die meisten Theologen, wenn er nämlich ein solches sog. historisches Faktum, in diesem Falle die Auferstehung des Herrn sogleich existential interpretiert, indem er sagt: "denn sie sind selber auferstanden."

Doch ich will hier nicht von Ostern sprechen, obwohl auch solche Mirakel wie Empfängnis durch den Heiligen Geist, Jungfrauengeburt, leibliche Auferstehung und Himmelfahrt zur Kategorie der Wunder gehören, von der wir gesagt haben, dass sie ein für allemal, als "erledigt" zu betrachten sei.

Das Wunder schlechthin, zu dem wir uns als Christen bekennen, ist das von Gott gesprochene Wort der Vergebung aus dem Mund des geschichtlichen Menschen Jesus von Nazareth. Hier stehe ich, wie bereits zu Beginn dieses Referates, wieder im Gegensatz zu Bultmann, mit dem ich ansonsten in vielen Punkten einig bin, so dass ich, zu meiner Verwunderung, kürzlich einem Auditorium als Bultmannschüler vorgestellt worden bin. Rudolf Bultmann sagt am Schluß seines Aufsatzes "Zur Frage den Wunders": Wer in der geschichtlichen Persönlichkeit Jesu Gottes Offenbarung konstatieren will, verfällt dem Spott Kierkegaards, dass er klüger ist als Gott selbst, der doch seinen Sohn in der Verborgenheit des Fleisches gesandt hat." Bultmann meint weiter: "Auf die historisch konstatierbare Persönlichkeit den Offenbarungsgedanken anzuwenden, ist ebenso sinnlos wie auf die als Natur gesehene Welt den Schöpfungs- oder Wundergedanken anzuwenden." (Glauben und Verstehen S. 228)

Ich kann hier, in aller Kürze, nichts anderen sagen als den Einwand Herrmanns gegen Kähler zu wiederholen, ob wir, bei solchen christologischen Prinzipien, nicht "unsern Glauben auf etwas gründen wollen, was vielleicht gar nicht geschichtliche Tatsache, sondern Erzeugnis des Glaubens ist." Pannenberg, Christologie, S. 20) Wolfhart Pannenberg sieht, wie übrigens auch Ebeling, hier sehr klar, wenn er schreibt: "Die Aufgabe der Christologie ist es also, aus der Geschichte die wahre Erkenntnis seiner Bedeutung zu begründen, die sich zusammenfassend durch den Ausdruck umschreiben läßt, dass in diesem Menschen Gott offenbar ist." (S.23)

Nach diesem zweiten kleinen Exkurs darf ich nun, abschließend, noch einmal den Satz wiederholen: Das Wunder schlechthin zu dem wir uns als Christen bekennen, ist das von Gott gesprochene Wort der Vergebung aus dem Munde des geschichtlichen Menschen Jesus von Nazareth.

(H. Dressel, Referat - 1967 - im Rahmen einer theologischen Arbeitsgemeinschaft der Pfarrer des Kirchenkreises São Leopoldo, Brasilien)

Montag, 31. August 2009


Fé e Cidadania

Fé e Cidadania
Heinz F. Dressel
Editora UNIJUÍ
Ijuí-RS 2006
Catalogação na Publicação:
Bibliotéca Universitária
Mario Osorio Marques - Unijuí
1. Cidadania 2. Sociologia 3. Religião 4. Reforma Agrária
5..Ciências sociais 6. Língua portuguesa, história da
7. Política 8. Cultura 9. Economia

Seguem aqui uns parágrafos de textos do livro Fé e Cidadania que publiquei no ano de 2006 na Editora Unijuí. O livro foi gentilmente apresentado pelo professor Dr. Walter Frantz. Segue aqui - como introdução de meus textos - a principal parte do teor da introdução do amigo Walter, um dos pioneiros no contexto da fundação da Universidade Regional do Noroeste do Estado do Rio Grande do Sul (Unijuí).

Apresentação

O escritor sempre revela algo de sua vida por meio das palavras e conteúdos de seus textos, mesmo que não fale de si, diretamente ... O leitor pode encontrar-se com o autor em todos os seus textos, que revelam os lugares sociais de vida do autor. O autor tem uma história de vida marcada pela experiência das relações internacionais, pela convivência com diversas culturas de diferentes países. Dessa valiosa experiência de vida nascem as razões e as motivações de seus escritos.

No início da década de 50 do século XX, o jovem pastor Heinz Friedrich Dressel e sua esposa, a nutricionista Ilse Dressel, chegam ao Brasil, vindos da Alemanha, para dedicar-se a trabalhos de pastoral na região Noroeste do Estado do Rio Grande do Sul. Desde 1952, trabalhando em diferentes comunidades, na região e no Estado, na condição de pastor, desenvolveu uma relação pessoal forte com o Brasil, revelada e testemunhada por muitos de seus textos, os quais ultrapassam a sua missão específica de pastor. Fez-se brasileiro de sul a norte, sempre criando e estabelecendo muitos laços de amizade. Sentindo-se e fazendo-se brasileiro, pelo trabalho e pela cultura, passou a escrever sobre a sociedade brasileira. Desse modo, em muito tem contribuído para com as relações de cooperação e amizade entre os dois povos. Em 1968, retornou a sua terra natal, porém passou a amar o Brasil e o Rio Grande do Sul, retornando sempre que possível, inclusive pela publicação de livros. Uma de suas pontes entre as duas culturas e pelas quais viaja, seguidamente, são suas pesquisas, seus escritos, sobre temas da realidade brasileira.

A sua relação com o Brasil, porém, foi reforçada pelo exercício da função de diretor da Obra Ecumênica de Estudos ÖSW - Õkumenisches Studienwerk e.V. de Bochum, Alemanha), durante um período de 20 anos, de 1972 até 1992. Nesta função, além do importante papel de apoio à formação de muitos mestres e doutores para universidades brasileiras e latino-americanas, o pastor Dressel exerceu também um papel importante, à época, no socorro aos perseguidos políticos.

Com o agravamento da opressão política no Brasil e em muitos outros países dos continentes de origem dos parceiros da Obra Ecumênica de Estudos, esta decidiu acolher perseguidos ou exilados políticos, articulando política e ajuda ao desenvolvimento. Muitos exilados brasileiros, latino-americanos, africanos e asiáticos tiveram a sorte do apoio da Obra Ecumênica de Estudos e puderam, além da liberdade, usufruir da oportunidade de uma formação e qualificação em universidades alemãs e de outros países da Europa. Na condição de responsável pela Obra Ecumênica, o pastor Dressel conseguiu estender ajuda a muitas pessoas perseguidas, politicamente, em diferentes países. Sempre reuniu coragem e forças para lutar pelos direitos humanos, onde quer que estivessem sendo desrespeitados. Sempre que necessário, foi aos lugares e às pessoas envolvidas.

Aqui está uma marca especial de atuação e da personalidade do pastor Dressel. Como humanista e cristão, empenhou-se para a abertura das portas da Obra Ecumênica de Estudos também para quem estivesse em apuros por razões políticas, sem distinção de credo ou convicções ideológicas. Tinha como bandeiras o reconhecimento do direito às diferenças e o respeito à liberdade. Com este objetivo viajou, pelos diferentes continentes e países, em busca da afirmação da liberdade de pensamento e de organização. Com coragem e determinação, aliou a defesa intransigente dos direitos humanos à política de ajuda ao desenvolvimento, à concessão de apoio à formação docente. Assumiu e desempenhou, pode-se dizer, desse modo, uma função de pastor de um rebanho de ovelhas perseguidas, em diferentes países e continentes, incentivando-as a se abrigarem nas universidades, em seus programas de estudo, superando, sempre que possível, os traumas do exílio. Vislumbrou oportunidades de futuro em meio às dificuldades. Soube olhar em direções múltiplas, respeitando o diverso e lutando pela liberdade onde ela estivesse em falta. Com sua atitude solidária e corajosa, penetrou fundo na alma de todos aqueles que puderam conviver com ele. Marcou vidas, ao abrir caminhos e indicar horizontes.

Os seus escritos, os seus livros, os seus artigos, os seus relatórios de viagem, as suas cartas, as suas visitas, o seu esforço incansável em defesa dos direitos humanos, trazem o exemplo e o compromisso com aquilo que tanto se sonha construir: a liberdade e a justiça social, em toda a dimensão possível e necessária para que o ser humano se complete em seus direitos e deveres.

Não poderia deixar de fazer referência, ainda que mínima, a uma passagem da história do ensino superior brasileiro.

No Brasil, seja por dificuldades econômico-financeiras, seja por opção política ou mesmo por omissão, por parte do poder público, em muitos espaços sociais e geográficos da sociedade brasileira, surgiram diferentes iniciativas não-estatais, apoiadas no marco jurídico constitucional e legal, com a função de promover a educação universitária. Dentre essas iniciativas, nasceu e se estruturou uma organização nova, nova em sua natureza, contendo novas forças e novos significados sociais. Nasceu e se desenvolveu a universidade comunitária e regional, experiência fundante de uma natureza pública não-estatal.

Essa experiência inovadora no cenário acadêmico brasileiro, contudo, nem sempre encontrou facilidades. No passado, especialmente, deparou-se com dificuldades politicas, somadas aos obstáculos materiais e financeiros. À coragem e à ousadia de se instituir uma universidade, somou-se o constrangimento político, alimentado pelo medo do diverso, do confronto de argumentos, sustentado pelo poder das estruturas tradicionais da economia e da política.

Conforme depoimento do professor Argemiro Jacob Brum,

A Fidene, fiel a sua trajetória histórica e ao seu projeto, rejeitava submeter-se aos ditames do arbítrio instaurado no país, e buscava afirmar sua independência e autonomia. Os prepostos do regime, não podendo assumir-lhe o controle direto, desenvolviam a estratégia de tolher-lhe os passos, impedir-lhe ou dificultar-lhe a expansão, asfixiá-la, se possível. Era, então, praticamente impossível obter apoios internos substanciais (locais, regionais ou nacionais) para impulsionar com a necessária consistência o projeto assumido, apenas respaldado na sólida coesão institucional (professores, alunos e funcionários).

Foi justamente nesse contexto de dificuldades e incertezas que chegou até nós, qual pomba da esperança, o pastor Dressel, representando a Obra Ecumênica de Estudos, entidade da Igreja Evangélica, da Alemanha, e anunciando a possibilidade de podermos contar com um apoio do exterior.
Graças ao pastor Dressel e seus colegas da ÕSW, firmou-se um convênio entre as duas instituições, que começou a operacionalizar-se a partir de 1972. A ÕSW passou a conceder bolsas de Pós-Graduação a professores indicados pela Fidene, e por ela aprovados, em cursos a serem realizados, quer no Brasil, quer no exterior. Os professores selecionados e contemplados com bolsa da ÖSW assumiam o compromisso moral de, uma vez concluído o respectivo curso, integrar-se efetivamente à Fidene, a fim de ajudar a impulsionar a expansão do seu projeto, esperando-se deles, também, que se engajassem em atividades e ações de promoção humana junto às distintas camadas da população, com prioridade para o desenvolvimento do cooperativismo e associativismo em geral.

Pode-se ‘afirmar, com toda a segurança, que a solidariedade e o apoio, vindos da Obra Ecumênica de Estudos e da dedicação do pastor Dressel, foram fundamentais ao sonho e à ousadia na afirmação de um núcleo de reflexão científica e crítica, no distante ponto do tempo e do espaço da história do ensino superior brasileiro, no Noroeste do Estado do Rio Grande do Sul. A Obra Ecumênica de Estudos ocupa um lugar importante na história do ensino superior da região. Nos arquivos da Universidade Regional do Noroeste do Estado do Rio Grande do Sul (Unijuí) e na memória de seus integran tes, está registrada essa cooperação que daria suporte, por muitos anos, inclusive até hoje, à formação de docentes. Tanto a Obra Ecumênica quanto o pastor Dressel revelam em suas políticas e ações práticas que o desenvolvimento de uma sociedade passa pelo reconhecimento das diversidades e diferenças, pela solidariedade e cooperação decorrentes dessa compreensão do mundo da vida.

Agora, pela senda dessa história de cooperação e amizade, Heinz E Dressel retorna, por meio de diferentes textos, aprofundando o diálogo com todos aqueles que se reconhecem, de alguma forma, em um desses ideais de ecumenismo e convivialidade humana. Dressel se faz presente no cenário da reflexão sobre a sociedade humana, das relações culturais, políticas e econômicas, por intermédio da escrita, tendo como pano de fundo a sua vasta experiência de quem buscou construir pontes entre diferentes visões de mundo e de culturas, ao longo de boa parte de sua vida.

O Os temas escolhidos pelo autor e a elaboração dos textos refletem uma história devida, brotam da trajetória de vida do autor. Revelam os seus caminhos de pastor, de observador e pesquisador, marcados pela palavra falada ou pela escrita. O autor busca comunicar-se, pelos seus textos, a partir de sua experiência de vida. Busca a interlocução, o diálogo, entre pessoas e povos. E, ao fazê-lo, enriquece as relações entre as diferentes culturas e visões de mundo, entre as diversas práticas sociais de convivência humana.

No primeiro texto retorna ao seu núcleo de formação inicial, o campo da teologia, aceitando um diálogo com quem busca entender a problemática da religião. O diálogo se estabelece com um aluno do curso de Sociologia da Unijuí, que busca como tema de conclusão de seus estudos a identidade religiosa da juventude de hoje. O texto é uma excelente reflexão sobre a questão religiosa, que continua a ser uma das grandes questões da vida do ser humano.

O texto sobre o problema da terra e da reforma agrária, no Brasil, além da importância do texto em si, revela muito da vida do autor. Buscar compreender e solidarizar-se com a problemática brasileira sempre foi uma forte motivação para ele. Além disso, o texto da pesquisa sobre a problemática da terra é uma significativa contribuição ao debate histórico da reforma agrária, no Brasil, especialmente considerando-se que o autor manteve muitos relacionamentos pessoais com políticos e lideranças brasileiras, voltadas à questão. Como tal, constitui-se em texto inédito.
Por fim, porém não em ordem cronológica, o autor trata de uma problemática pouco conhecida, certamente, do leitor brasileiro: a Alemanha nazista e o comportamento de distintos setores da Igreja Protestante no período do governo nazista. O texto é resultado de pesquisas e estudos realizados pelo autor, apresentados em eventos e seminários específicos. O autor oferece ao leitor brasileiro uma rara oportunidade de conhecer aspectos importantes dessa problemática histórica.

Os textos são uma importante contribuição à discussão de diferentes problemáticas, seja do campo da cultura, da economia, da política ou da religião, a desafiar, especialmente, os povos dos países periféricos ou aqueles que sonham com dias melhores para todos. Os diferentes textos devem ser lidos tendo como referência a rica experiência de seu autor, que vai do campo teológico à área da educação, passando pela convivência com complexas e diferentes culturas, ao longo de algumas décadas. Os textos revelam a capacidade de pesquisa e de observação de quem soube aliar diferentes funções em seu lugar de trabalho. Mostram a capacidade do olhar de quem sabe produzir conhecimentos, pela observação crítica do mundo, aliando visões de cultura, de política e de economia. Os textos, portanto, oferecem ao leitor uma excelente oportunidade de interlocução com alguém que vem de uma outra cultura e realidade socioeconômica. Na leitura dos textos está presente uma ponte entre pessoas e culturas. O diálogo de diferentes olhares permite, com certeza, leituras mais significativas e completas de uma realidade.

Professor Walter Frantz Doutor em Sociologia

O impacto pela confrontação de ciência e fé cristã

Atualmente assistimos a um exemplo impressionante, que nos mostra como a evolução do homem continua, quase a cada dia, mais rapidamente:com a nossa técnica, já alcançamos até planetas dos quais nos separam distâncias fora da nossa imaginação. Voamos com um macroavião, decolando em Paris, que facilmente alcança Buenos Aires ou Santiago do Chile. Mas, ao mesmo tempo, em nosso planeta, sofremos de dilúvios de uma força e de unia extensão inédita. E a mídia nos faz relembrar também que, ao lado de nosso mundo moderno, há tribos nas ilhas entre a Índia e a Tailândia, no oceano, que atiram de arco e flecha contra helicópteros do governo central que tentam trazer socorro numa situação de catástrofe. Primitivos, como os encontramos também hoje nas margens do Amazonas. Temos duas culturas lado ao lado, como, aliás, já acontecera na época do descobrimento do Brasil: temos o primitivo e o civilizado.

O índio imaginava um mundo bem diferente daquele que concebiam os brancos, com seu modo materialista, determinado pela Matemática e Física. O índio dava alma ao pássaro e atribuía poderes espirituais e divinos à planta que o curava. Também seu céu lhe parecia um lugar povoado por gente vivendo em bonitas aldeias cercadas de árvores frutíferas. E, em meio a sua tribo, iria um dia fazer parte dessa terra sem mal.

Além das coisas visíveis e da realidade aparente na humanidade, existiram sempre a imaginação, o sonho e o mito, O mito cria modelos de comportamento humano, valorizando desta maneira a existência do homem. Uma de suas mais importantes funções é a criação de modelos de ritos e atividades essenciais para a alimentação, o casamento, o trabalho, a educação, a arte e a ciência. O mito propicia a realização daquilo que os homens imaginam em seus mais bonitos sonhos. No mito, as coisas essenciais, espaço e tempo, se transformam e ganham uma dimensão ideal e mágica. O mito tem um valor religioso (Vide Natalicio Gonzalez, Proceso y Formacion de lá Cultura Paraguaya, Asunción, 1998).

Na pré-história, por assim dizer, reconhece-se a função da inteligência singular do ser humano e emerge desta supremacia sobre o resto das criaturas a religião, como dela também emerge a ciência. Trata-se de gêmeos! Note-se que a religião não se utiliza de outros meios senão da razão e da língua, como destacou Herder.

É importante sublinhar um fato fundamental: não há e, desde os primórdios da humanidade, não houve inimizade entre estes gêmeos, entre a religião e a ciência. Muito ao contrário: o que, de fato, observamos, é que há e sempre houve uma forte interdependência entre elas.

Tratemos mais de perto o tema da interdependência entre a religião e a ciência, a partir da Idade Moderna até o surgir do neoprotestantismo e da teologia neoliberal:

A stoa, com seu intelectualismo e racionalismo, desenvolveu as formas clássicas das provas da existência de Deus: o argumento cosmológico, teleológico e ontológico, todos válidos até Kant, como disse Kurt Leese (Recht und Grenze der natürlichen Religion, p. 20). Já na stoa encontramos todos os elementos mais tarde expostos na theologia naturalis da Igreja Católica, como os há também nos escritos de S. Paulo e, no Velho Testamento, na coleção apócrifa da Sabedoria de Salomão. Os apologistas Justino o Mártir ou Clemens Alexandrinus, ambos educados em ambiente grego, e os patriarcas da Igreja adaptaram a theologia naturalis, proveniente da filosofia do estoicismo, propositadamente. Lemos, no Dialogus cum Tryphone, de Justino, diz: a Filosofia é, sem dúvida alguma, o tesouro mais precioso e, aos olhos de Deus, o mais importante, pois é só ela que leva o homem a Ele. Os apologistas e padres antignósticos atribuíam aos pensamentos filosóficos dos gregos um valor extraordinário dentre o contexto da teologia da revelação. Isto se nota claramente na fórmula de Tertuliano: anima naturaliter christiana. No decorrer dos tempos, a Igreja Católica-Romana aperfeiçoou esta theologia naturalis e, no Vaticano 1, a confirmou por meio do dogma: Salta máter eclesial tente ac doce, delfim riram omnium principium et finem, naturali rationis lumine e rebus creatis certo cognosci posse.

Mediante a história da religião conhecemos o impacto dos cultos religiosos contextuais - do Egito, via Síria, Arábia, Babilônia, Assíria, até a Pérsia - na vida dos israelitas. Nas escrituras integrantes do Velho Testamento encontram-se milhares de respectivas referências. Tais influências manifestaram-se, antes de tudo, nas mitologias dos anjos e na narração do dilúvio - tudo isso provém da mitologia persa. Temos também a literatura da sabedoria, por Goldammer classificada como corrente paralela dos livros da Bíblia. O fato de serem os Provérbios de Salomão, em grande parte, completamente idênticos aos da velha Doutrina de Sabedorias, do antigo estadista egípcio Amenemope (cerca de mil anos antes de Cristo) deveria chamar particular atenção, comenta Goldammer (Die Bibel und die Religionen, in: Fuldaer Hefte, Schriften des Theologischen Konvents Augsburgischen Bekenntnisses, organização de Friedrich Hübner, caderno 16, Berlin und Hamburg, p. 104).

O que constatamos no Velho Testamento por meio de aspectos ligados à história das religiões, não podemos absolutamente excluir com relação ao Novo Testamento. Antes de tudo, aprendemos com Harnack, Uetzmann e Bultmann, entre outros teólogos destacados, que a religião cristã também ficou e ficará submetida a processos de aculturação, da mesma forma como outros credos. É evidente que as raízes do Cristianismo encontram-se nÓ Judaísmo. Isso comprovam o culto e a ética, cujo fundamento são as escrituras do Velho e do Novo Testamento, a lei e os profetas.

Eusébio de Cesaréia, em sua História Eclesiástica, transmitiu-nos uma idéia bem clara da tradição em vigor na comunidade primitiva de cristãos em Jerusalém, enraizada no culto judaico. No esquema científico que vigora na Teologia, estes cristãos primitivos figuram na rubrica de hereges (Lietzmann, p. 191). Eusébio os chama de ebioneios (no vernáculo: os pobres), porque tinham apenas uma idéia muito modesta e vaga de Cristo. Consideravam-no um homem comum, filho de Maria, que o pariu depois de ter tido relações sexuais com um homem, mas que, devido a seu caráter exemplar, foi declarado um justo. Em plena conformidade com a religião mosaica, defendiam a estrita observação da lei, rejeitando a idéia de poderem os homens ser justificados por Deus apenas por crerem em Cristo. Praticavam a religião-cerimonial da rigorosa observação da lei, como todos os judeus. Rejeitavam o ensinamento de Paulo, a quem consideravam um apóstata que havia traído a crença dos antepassados. Reconheciam exclusivamente o "evangelho aos hebreus", evangelho que não pertencia ao "cânon" dos livros reconhecidos, menosprezando os outros evangelhos (canônicos). Celebravam o Sábado no templo e observavam também o Domingo comemorando a ressurreição do Senhor. Não é de estranhar que essa comunidade primitiva dos ebionitas, emergida da comunidade dos discípulos de Jesus na capital, suspeitasse ao máximo do desenvolvimento da cristandade e que afinal a evolução passou por cima dela, como observou Lietzmann (Anfãnge, p. 184).

Pode-se perceber como começa a polêmica entre as distintas tendências que emergiram do novo movimento religioso dos cristãos. Há um entusiasmo extático versus sabedoria helenística, como também há a tradição judeu-cristã de Tiago cuja continuação era o semijudaísmo do apóstolo Pedro versus a proclamação da liberdade ensinada por Paulo: Para a liberdade foi que Cristo nos libertou. Permanecei, pois, firmes e não vos submetais de novo ao jugo da escravidão! (Gal. 5,1). Demorou, porém, até que a corrente paulinista - fortemente apoiada pelo movimento marcionista - se consolidas-se mais ou menos no seio da igreja. Consta que, neste processo, o elemento essencialmente judaico do Cristianismo mostrou uma impressionante assiduidade: acontece que a comunidade cristã da capital do Império, a cidade de Roma, herdou sua liturgia da sinagoga. O tríplice sanctus, sanctus, sanctus, a laudatio da ordem do universo, as diversas preces que se cantam ou falam na missa, tudo isso provem do culto judaico. Além disso, o catolicismo primitivo gradativamente assimila também elementos do helenismo, como o sacramentalismo e a mística espiritual, e a idéia da salvação devido ao sacrifício de Cristo, etc., como registra Lietzmann (p. 233-234).

No seu tratado Diálogo com o judeu Trifão, constata Justino que Sócrates e Platão eram precursores de Cristo, em pé de igualdade com os profetas do Antigo Testamento. E continua: Deus agiu em todos os tempos e entre todos os povos. Por meio de Cristo, deu-lhes desde sempre e também fora do povo de Israel fragmentos e bocados de sua verdade. Por isso é lícito dizer que todos os homens que viveram em conformidade com a razão eram cristãos, seja entre os gregos, por exemplo, Sócrates e Heráclito, seja entre os bárbaros por exemplo, Abraão, Elias e muitos outros. Também a escola da stoa fala de um logos spermaticos, semente espalhada entre toda a humanidade. Para Justin, Cristo foi o logos, ou seja, a razão divina, em pessoa.

A história do judaísmo mostra como se constitui, passo a passo, dos elementos de uma primitiva religião de nómades cheia de elementos provenientes de um animismo arcaico, uma prestigiosa religião de caráter monoteísta que assimilou elementos bem diferentes. Da mesma forma, não pode haver dúvidas de que também o jovem movimento cristão assimilouos mais diversos componentes do mundo contemporâneo num processo de formação secular. É claro: a lei da evolução que aplicamos ao setor profano não deve e nem pode ser excluída no contexto do fenômeno do Cristianismo.

Ao analisar os respectivos setores da história das religiões e das fontes que com eles correspondem, reconhecendo as respectivas relações e correlações, parece bem lógica a observação de Gunkel: o Cristianismo acaba sendo uma religião sincretista (Zum religionsgeschichtlichen Verstãndnis des Neuen Testaments).

Foi na Assembléia Mundial do Conselho Mundial de Igrejas em Nova Delhi (1961) que se afirmou: independentemente do caráter de nossas Cristologias ou Budologias, fica o importante fato de que se encontra detrás de todas as religiões a própria religião, acompanhada pela consciência religiosa do ser humano (K. J. Saunders - Christentum und Buddhismus, vide W. Andersen, Die theologische Sicht der Religionen etc., Fuldaer Hefte, caderno 16, p. 28) Até Karl Barth não ignorou o fenômeno que indica que os homens obviamente se sentem vis-à-vis de elevados poderes sobre a sua vida e sobre o mundo, e que os influenciam. Não ignorou que os homens sentem o compromisso de honrar o deus ou os deuses por meio de cultos, mistérios, símbolos, sacrifícios, orações, ritos, costumes e pela instituição de comunidades ou igrejas. Não negou que se procurou a voz divina na veda dos hindus e na avesta dos persas. Na tripitaca dos budistas, no Alcorão, que para o crente do Islã tem o mesmo significado que a Bíblia, o Velho e o Novo Testamento para o cristão. Não ignorou que certos elementos e problemas das religiões, tais como o começo e o fim do mundo, a origem e o caráter do ser humano, a lei moral-religiosa, o pecado e a salvação, parecem ser idênticos à doutrina cristã. Em última instância, porém, Barth não consegue reconhecer o fator da theologia naturalis, senão, muito ao contrário, critica a correlação que existe entre a religião e o homo religiosus, por ser este um ente problemático, completamente inconflável. Para Barth, tudo isso é Antropologia e como tal, falta de fé.

Num artigo em torno da revelação natural - Die Frage der natürlichen Offenbarung - afirma Bultmann que havia - extra Christum - uma noção de Deus no contexto da noção do homem sobre a própria existência. Da sua própria fraqueza ou impotência deduzia o homem o poder ou até a omnipotentia de Deus; em função dos desafios que ele teria de enfrentar, o homem possuía uma noção de sua própria responsabilidade perante o ente supremo, e sua própria transitoriedade e mortalidade levá-lo-ia a desenvolver a idéia da eternidade de Deus.

Sabemos que na doutrina católica sempre se manteve o princípio antigo: gratia non tollit naturam sed perflcit. Gratia praesupponit naturam, non destruit naturam. Martin Werner, que defende um realismo crítico, avança ainda mais quando afirma: com a proclamação da pessoa histórica de Jesus como o único, exclusivo e absoluto lugar histórico da revelação divina, nos atribuímos uma interpretação da historia da humanidade inteira, para a qual não temos nenhuma legitimação. Obviamente Deus não se revela exclusiva-mente por meio de homens santos e espiritualmente vultos, ou mediante sacerdotes e profetas, de babalorixás e pajés, mas, muito ao contrário, age durante a história inteira e no mundo inteiro, desde Geze, no antigo Egito, até Machu Picchu, no Peru.

Temos de reconhecer que Deus, que para nós se revelou através da História e por intermédio de pessoas santas - ou até de uma só pessoa santíssima, - que este Deus seja capaz de se revelar no mundo afora da cristandade também de outra maneira, além da História ou sem a História, e quiçá até contra a História. Como disse Devanandan, Trends of Thought in Contemporary Hinduism, há 60 anos: li we believe that ali new creation is in Christ, the dynamic rejuvenation of Hinduism now in the process is the work ofthe Holy Spirit. Não temos o direito de tratar a maneira dos não-cristãos de lidar com a revelação como ficção ou algo parecido à feitiçaria, destacou Gerlitz.

Em 1963 foi lançado um livro considerado revolucionário, Honest to God, de autoria de um bispo anglicano, John A. T. Robinson. Antes da edição do livro RobinsQn havia entregado à redação do "Observe?* um artigo que saiu sob o título agressivo: Our image of God must go. Este título havia sido formulado pela redação da revista, não pelo autor. Este tinha posto o título: A new Mutation in Christianity. Com isto, Robinson queria chamar a atenção para o fato de que, mais uma vez, no decorrer do tempo, haviamos chegado a uma nova fase de desenvolvimento da longa história do Cristianismo. A mensagem do bispo foi aplaudida pelo público como uma espécie de catecismo para pessoas secularfzadas.

Escrevia meu livro - afirmou Robinson - porque me considerei uma pessoa comprometida com Cristo e, ao mesmo tempo - sem a mínima possibilidade de recua - comprometida com esta sociedade secuiarizada de nosso século. Escrevia o livro na certeza de que ambos os fatores ou aspectos mereceriam um compromisso total, rebatendo ao mesmo tempo a hipótese de que estas duas realidades poderiam ser incompatíveis. Deus ficou cada vez mais marginalizado. Só foi admitido em vacant places left, em lugares vagos. Transformamos Deus em algo como "suplente", como asseverou Bonhoeffer. Afastamos Deus até a margem da vida, ou seja, o papel Dele fica restrito às coisas sub specie aeternitatis - quer dizer, o papel Dele fica relacionado à hora da morte. Um mundo no qual valem apenas as regras da causalidade não dispõe mais de lugar para Deus. Deus só pode sobreviver em espaços meio clandestinos ou em nichos reservados. No tempo dos astronautas já não restam mais vacant places left. Não há mais espaço vital para Deus. É por isso que conclui Bultmann: depois que Deus tornou-se Deus além do mundo, somos hoje incumbidos de achar Deus no meio deste mundo, na hora presente. O antagonismo entre a vida terrestre, isto é, entre o presente e outro mundo, ou seja: o além de nós deve ser superado. Só a idéia ou a imagem de Deus será capaz de encontrar bem aqui, neste mundo mesmo, aquilo que se imagina estar no transcendente, do lado do além. Só assim vai ser viável e possível, como uma chance para o homem moderno, encontrar neste mundo mesmo aquilo que se imagina estar no transcendente (Bultmann, 1964, p. 4ss). O Deus propagado pela tradicional teologia popular é apenas uma projeção. Quiçá sejamos nós chamados a viver sem esta projeção. De fato, isto não é uma proposta atrativa, pois sem dúvida alguma produz o sentimento de tornar-se órfão (Robinson, Honest to God, p. 18).

Esta posição de docta ignorantia, como gostaria de dizer com Martin Werner, une Robinson com Bonhoeffer, que referiu um Cristianismo sem religião. Como Karl Barth, para quem a religião era pura falta de fé, também Bonhoeffer chamou o adepto da religião um feio egoísta burguês, gozando a sua salvação metafísica. Para Bonhoeffer, um Cristianismo sem religião exigia um cristão maduro, cuja tarefa era enfrentar a vida numa condição etsi deus non daretur - sem que Deus esteja presente. Deus nos faz entender que deveríamos nos comportar como gente que deve enfrentar a vida sozinha, sem poder recorrer a Ele. Na opinião de Bonhoeffer, Deus chamou-nos para viver com um tipo de Cristianismo que não dependia das premissas da religião, da mesma forma como Paulo tinha chamado os homens do século I para viverem num tipo de Cristianismo que não dependia da circuncisão (Robinson, Honest, p. 23). Do mesmo jeito também o cristão de nosso século deveria confiar em Deus sem possuir uma idéia exata da sua existência. Isto implicava também numa fala mais modesta e reservada acerca de Deus.

Bonhoeffer compara o cristão moderno com o rapaz da parábola do filho pródigo que deixou a casa paterna por decisão própria. Bonhoeffer, contudo, troca os papéis dos estadistas: é Deus, diz ele, que manda o filho embora. E lá fora, o filho maduro tem de assumir toda a responsabilidade por tudo que faz ou deixa de fazer. O pai não o protege, opai não está presente. O mundo moderno é o mundo do qual Deus se retirou. Os homens têm que viver neste mundo secularizado etsi deus non daretur. Somos chamados a enfrentar os desafios e desaforos do mundo moderno sem que Deus nos dê uma mão. Somos completamente independentes. O Deus que está conosco é aquele que nos abandona (Marcos 15,34 - Deus meu, por que me desamparaste?). Deus deixa acontecer e nenhuma prece o faz parar. (Neuenschwander Die mündige Welt ais Aufgabe der Theologie, Schweizerische Theoiogische Umschau, Nr.2, 3Ø. ano , Bern, 1960, p. 109).

O que acontece é a dissolução de um mundo velho e o emergir de um mundo novo. Devido ao moderno trânsito aéreo, as distâncias geográficas tornaram-se relativas. Fazendo uso de satélites, a tecnologia, que facilita a comunicação audiovisual de maneira quase incrível, transforma também a autoconsciência dos homens em todas as regiões do globo e dissolve o primado dos europeus da mesma maneira como o colonialismo, produzindo uma cultura global da humanidade. Não fazem falta, porém, também as vozes que registram o perigo de uma desumanização radical ou a falência do pensamento humanitário diante de um processo que poderia levar a uma progressiva substituição do homem pela tecnologia, motivada pela automatização e cibernética. Resta a pergunta sobre qual será o papel do protestantismo neste processo irreversível e cada vez mais acelerado da secularização.

A preocupação acerca de nosso futuro não é um problema apenas do protestantismo; trata-se de um problema da cristandade inteira, como observou Zahrnt (Zahrnt, Glauben unter leerem Himmel, Em Lebensbuch, München 2002, p. 30). Em um artigo sob o título Existirá ei cristianismo en el siglo XXI?, o teólogo católico espanhol Enrique Miret Magdalena (Ei País, 10.9.1999) pronunciou-se sobre esta problemática. Ele parte da questão, se a mensagem de salvação que Jesus transmitiu aos homens de seu tempo seria de fato a única mensagem religiosa da salvação. E continua perguntando se a Bíblia de fato poderia ser considerada o único livro santo autêntico, ou se esta mensagem revelada também se manifestaria nas vedas, por exemplo, e se Jesus poderia ser considerado a única pessoa divina, ou se talvez também tenha outras pessoas às quais poderíamos, de certo modo, chamar de Jesus por serem elas mediadoras de uma mensagem que também provém de Deus. Não poderia, eventualmente, ser possível, pergunta o autor, que a mensagem fundamental - aquilo que para os cristãos significa Jesus como centro da salvação -, quiçá em outras palavras e de outra forma, se encontre também em outros livros, em outras culturas considerados escrituras santas, como as vedas dos hindus, ou no contexto de Confúcio?

É muito interessante o que é dito numa Carta Pastoral dos bispos do Vietnã, de outubro de 2003: A fim de que a verdade do evangelho se torne mais transparente, mais clara e aceitável, temos que usar meios que sejam mais apropriados e compreensíveis para a gente de hoje. Isso significa que se use termos e expressões que correspondam com a cultura e psique do homem moderno (Weltkirche, 9/2003). Parece que na Igreja Católico Romana se abre um novo capítulo para tornar realidade o complexo relacionado à inculturação e aculturação, deixado de lado desde o Vaticano II.

Dentro de um mundo globalizado, com uma sociedade pluralista, na qual não existe muralhas entre uma esfera religiosa e outra não-religiosa, em que não há terrenos específicos e marcados religiosos ou seculares nem há sanctum ou santíssimum vis-à-vis o profanum - aliás, uma evolução que corresponde totalmente com o princípio prdtestante - num mundo desses surge uma pergunta elementar e existencial: o que significará, no futuro, viver como um ser humano realizado, ter personalidade, representar a semelhança de Deus? (Loewenich, Die Aufgabe des Protestantismus in der Gegenwart, Schweizerische Theologische Umschau Nr.1, 350 ano, Bern, Junho de 1965, p. 4).

Exige-se que o cristão maduro seja comprometido com o mundo em que vive.

A crise da Igreja: o desafio da modernidade

A Igreja, de fato, como acabamos de explicar, muitas vezes falhou na tarefa de acompanhar a evolução da sociedade, esquecendo que o próprio evangelho, a boa -nova, põe a incarnatio no centro da fé cristã, O medo dos pios de lidar com este murfdo em liberdade parece um tanto irracional porque, de fato, a Igreja não tem motivo para se fechar à modernidade, pois ela sempre deve acompanhar a sociedade em seu respectivo momento; melhor seria ainda se a Igreja assumisse sua liderança espiritual e moral, tornando-se vanguarda.

É possível aplicar aqui também a regra sábia da homilética: o predicador deve ler com atenção a Bíblia e o diário, uma vez que ele deve tomar em consideração as circunstâncias concretas dos ouvintes que ele procura alcançar. Não deve falar tanto dos efésios e coríntios, mas muito mais dos berlinenses, recifenses ou dos gaúchos.

Existe, nos púlpitos, o permanente e grave perigo do sermão que não tem hora nem lugar, da prédica que poderia ser proferida igualmente no ano de 1800 ou 1900 ou 2000, seja no Recife, em Nova York, em Paris, Londres ou Berlim. Seja entre os judeus, entre gregos, abissmnios, egípcios, angolanos, moçambicanos, pigmeus, turcos, árabes, hindus, vietnamitas, chineses ou timorenses (Deus, porém, na pessoa histórica que se chama Jesus de Nazaré, encarnou-se neste mundo e ainda nos deu seu espírito santo, a fim de que se evite estagnação e se estimule a criatividade, da qual vive o mundo!).

Disse R. Seeberg (An der Schwelle des zwanzigsten Jahrhunderts, Leipzig 1901, p. 72, 73-74), com toda razão:

Como são raras idéias novas, novos aspectos, uma psicologia religiosa, relações práticas e concretas nos sermões modernos! A dogmática mais correta será aquela que leva à melhor maneira de predicar! - O que o predicador de hoje antes de tudo precisa é dedicação; compreensão da vida do homem moderno, o convívio com a sua comunidade e uma forte e própria vida religiosa perante o Senhor.

De qualquer maneira, ó que importa é que o padre ou pastor deve ser necessariamente agente sociopolítico no meio de sua comunidade e de todo o município em que vive e age. Disso vive a nossa sociedade. Ela depende de membros maduros e capazes para raciocinar e atuar.

Aprendi de Martin Luther King:

Não nos é permitido esperar que Deus, com um espetacular milagre, elimine o mal deste mundo. Enquanto cremos isso, Deus não vai escutar as nossas orações, porque lhe pedimos fazer o que ele nunca fará. Deus não vai fazer tudo para o homem, e o homem não pode fazer tudo sozinho. Temos que reconhecer que se trata de superstição esperarmos que Deus vá atuar enquanto nós ficamos passivos. Ou, como diz o brasileiro: Deus nós dá as nozes, mas somos nós que temos que tirar a casca! Ou ainda, o que diz o bispo ao jovem padre na hora da ordenação: você pode contar com a benção do Senhor. Conte com a bênção dele para seu trabalho, mas não espere que ele também faça o serviço em seu lugar.

Creio que seria muito importante para cada comunidade cristã que seu padre ou pastor, por exemplo, fosse capaz de apresentar uma Radiografia do Brasil sempre atualizada, a fim de oferecer aos fiéis uma orientação global neste mundo complicado, que pelo menos comece diretamente ao passar o portal do templo, não, melhor: os fiéis, ao entrar, o trazem ao culto dentro de suas cabeças. Aí não basta falar do Bom Jesus, como ele andou na Terra Santa tão remota - onde, aliás, reinam a morte e o homicídio hoje em dia - e onde o Salvador proferiu seu sermão do monte. Os pastores têm o compromisso sagrado de guiar as suas ovelhas em seu tempo e espaço. O pregador deve conhecer este mundo, suas leis e sua história, e deve ser mais sábio, mais culto, mais educado e mais instruído do que os seus fiéis e até do que todas aquelas autoridades grandes e pequenas que vivem no mesmo tempo e espaço. Nada mais triste do que um líder ignorante, um pastor que não sabe como cuidar das ovelhas. Os pastores devem ser bons teólogos e bons sociólogos e também devem ser firmes e atualizados em matéria de história, da ciência! A ciência moderna, inclusive a tecnologia eletrônica, significa um processo, uma dinâmica de transformações, que deveria indicar um caminho rumo ao futuro, e a Igreja - melhor: a cristandade - deve responder de maneira madura e inteligente.

Ninguém poderia dizer o que vai ser o futuro da Igreja como tal, mas pode-se dizer hoje com firmeza: ou o Cristianismo se mostra aberto para uma evolução ou ele chegou ao seu fim. A Reforma não foi a renovação do Crisfianismo primitivo, mas um novo tipo de Cristianismo. Se o Cristianismo quiser perdurar, não apenas a sua forma, mas também a sua substância devem estar abertas para o desenvolvimento. Quem deseja reduzir a Igreja ao modelo da comunidade primitiva ou ao padrão da reforma do século XVI está negando a razão de ser da Igreja. Também o Novo Testamento ou a suposta doutrina do Jesus histórico não podem ser simplesmente transferidos ao mundo presente. Sem a separação entre verdades temporárias e verdades evidentes e permanentes, não podemos avançar (Loewenich, Die Aufgabe des Protestantismus in der Gegenwart, Schweizerische Theologische Umschau Nr.1, 350 ano, Bern, Junho de 1965, p. 7).

O MOVIMENTO DOS TRABALHADORES RURAIS SEM TERRA (MST)

O Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST) foi oficialmente fundado por ocasião do V* Encontro dos Trabalhadores Rurais Sem-Terra, em 1984, em Cascavel-PR No ano seguinte realizou-se em Curitiba o 10 Congresso Nacional dos Sem-Terra. Foi esta a sua mensagem: "Ocupação é a única solução!" Desde então o Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra está presente em 23 Estados da Federação, abrangendo mais de 1,5 milhão de pessoas come 300.000 famílias, que vivem em assentamentos, mais 80.000 que ainda sobrevivem em condições muito precárias, em acampamentos provisórios, debaixo de lonas de plástico. A marcha de protesto dos 100.000, em prol de "Trabalho, Justiça e Reforma Agrária", em gigantesco comício em Brasília, no dia 19.4.1997, constitui um dos acontecimentos mais marcantes da história brasileira contemporânea. Os sem-terra haviam aprendido a lição da sabedoria popular:, Quem não chora, não mama, aplicando o provérbio à prática política. Os camponeses chegaram à conclusão que esperando pacientemente não chegariam a lugar nenhum. Por isso, desde então, atuam conforme o lema: "Só quando se ocupa terras e lá se instala acampamentos, só quando se organiza ocupações em repartições públicas ou escritórios de filiais de agroempresas multinacionais, ou só quando, eventualmente, se devasta até plantações transgênicas, ou quando se organiza passeatas de protesto e greves de fome ou métodos de luta semelhantes, só então se poderia chegar a resultados favoráveis para os miseráveis".

Em 1996 mais de 30.000 lavradores acampavam em barracas de lona às margens da BR-386, no município de Sarandi - RS. Reivindicavam ao governo do Estado créditos de emergência, pois uma estiagem havia dizimado suas lavouras de soja, fato que levara os agricultores à beira da falência. A concentração dos colonos no acampamento na BR-386 não surgiu por acaso. Há um bom tempo o frei Sérgio Gõrgen e sindicalistas vinham percorrendo colônias, organizando famílias de pequenos agricultores. O resultado desta ação foi a bem-sucedida mobilização na beira da estrada. Pela organização e eficiência apresentada, o Movimento dos Pequenos Agricultores - MPA - é uma entidade que se alastra pelo Brasil seguindo as pegadas do MST.

Cabem aqui algumas palavras sobre o frei da O. M. de São Francisco de Assis, Sérgio Antônio Gõrgen, cuja atuação está estreitamente ligada ao destino dos pequenos agricultores e trabalhadores rurais e a suas lutas por dignas condições de vida. Sempre que colonos sem-terra e soldados da Brigada Militar estiveram na iminência de confronto, um frade surgia entre os dois grupos. Com sua batina surrada, calçando chinelos de dedo, o frei Sérgio Antônio Gorgen emergia com os braços erguidos, iniciando as negociações para evitar o confronto. Depois, pela primeira vez, o enérgico franciscano, de 43 anos, estava do outro lado: como diretor do Departamento de Desenvolvimento Rural e Reforma Agrária da Secretaria da Agricultura, tornou-se sua a responsabilidade de concretizar o que reivindicava há anos: instalar a paz e o crescimento econômico no campo.

A experiência como hábil negociador do religioso no campo da agricultura ou do mundo rural começou, como dito, em 1979, quando se tornou membro ativo da CPT e quando ocorreram as primeiras ocupações de fazendas no RS. O objetivo específico de tais ações foi acelerar a luta pela tão atrasada democratização do solo no Brasil. Ocuparam Ïatifúndios em Ronda Alta. A empreitada foi o embrião do Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST), no qual Gõrgen conheceu João Pedro Stédile, hoje o principal nome do MST no Brasil. Nos anos 80 o frade organizou núcleos de colonos, de onde surgiram lideres como Adão Pretto (deputado federal pelo VI) e Antônio Marangon (ex-deputado estadual pelo PT e prefeito de Palmeira das Missões). Nas dezenas de invasões de terra* desde a década de 80 o franciscano sempre participava das ocupações, fosse para levar palavras de fé aos acampados ou para orientá-los sobre como se comportar diante de um. cerco da Brigada Militar. "Muitas vezes agiu de forma radical. Mas é um ideólogo, um estrategista, que acredita nas invasões como instrumento de pressão", avalia o então secretário de Agricultura, Marcos Palombini. "Tenho duas ferramentas de luta: a lei dos homens, que é o Estatuto da Terra, que garante terra a todos, e a Lei de Deus. A Bíblia não passa escritura de terra para ninguém," diz o religioso. A partir de 1992 frei Sérgio implantou o ensino nos assentamentos. Cinco anos depois, com um grupo de sindicalistas e lideranças de sem-terra, criou o Movimentos dos Pequenos Agricultores (MPA), entidade que adota a estratégia e a organização do MST. Sem se separar da Bíblia, o frei tem sempre por perto a agenda, o celular e a calculadora, usada muitas vezes para estabelecer melhores preços para os pequenos produtores. "Precisamos de organização. Usaremos o princípio da subsidiariedade, que se aplica na Ordem dos Frades Menores. Primeiro, fazemos o que está ao nosso alcance. No caso da agricultura, o que está ao alcance de cada comunidade, compara, salientando que sua grande meta é instalar 10.000 famílias no campo, vai ser difícil, apenas isso. Vamos consegui?*, declara (conforma Juan Domingues).

Ao começar a redemocratização no Brasil, nos anos 80, formaram-se vários movimentos sociais. Enquanto os operários no triângulo industrial de São Paulo organizavam greves para conseguir salários melhores e condições de trabalho mais humano, os agricultores do Rio Grande do Sul e do Paraná formaram o Movimento dos Trabalhadores Rurais Sem Terra (MST). Considera-se o dia 21 de janeiro de 1984 a data oficial da fundação. Foi o momento em que os coloflos, que tinham ~cupado terras da Fazenda Encruzilhada Natalino, em Ronda Alta-RS, e o movimento dos agricultores de Paraná-Oeste (Mestro) chegaram a se juntar, formando assim o movimento dos sem-terra, cujo objetivo era a reforma agrária. Este novo movimento, deste o começo, contou com o apoio da esquerda nacional e da Igreja Católica (CPT).

A «Mensagem Fraterna", por D. Hélder Câmara, dirigida à Universidade Federal Rural de Pernambuco (UFRPE), ao receber desta, em 21 de setembro de 1984, um Doutorado de Honra, reflete muito bem este apoio da igreja: sob o tema Missão especial confiada à Universidade Federal Rural de Pernambuco, o arcebispo referiu-se à conhecida e querida Conferência Nacional dos Bispos do Bràsil (CNBB), que clama por umá autêntica reforma agrária em todo o país ou, ao menos, prioritariamente numa região como o Nordeste, com os seus nove Estados. Deveria ser realizada com rapidez, segurança e firmeza, sem ódios, sem violências, mas também sem sombra de covardia (UFRPE, 1984, p. 33ss).

Dez afirmações proferidas pelo orador alicerçaram esta reivindicação da CNBB:

Primeiro, D. Hélder mencionou a questão da propriedade no setor da agricultura: No Nordeste, 76% dos proprietários possuem apenas 19% das terras nordestinas; no Brasil inteiro 71% dos proprietários possuem apenas 12% das terras do país; 24% possuem 78% do Brasil. 42 milhões de terras aproveitáveis estão inexploradas e 240 milhões, mal utilizados. As multinacionais já se apropriaram de mais de 35 milhões de hectares de terras do Brasil. O número de pessoas que migraram para outros Estados, entre 1970 e 1980, cresceu para 24 milhões. Conta-se aproximadamente 11 milhões de desempregados nas ddades e 12 milhões de camponeses semterra. 8 milhões e 700 mil assalariados rurais recebem menos de um salário mínimo. A produção de alimentos por habitante vem caindo nos últimos 20 anos, em razão do apoio governamental à grande propriedade. 269 mil familias de pequenos produtores enfrentaram conflitos pela posse de terra entre -1979 e 1983. No mesmo espaço de tempo, foram assassinados camponeses, posseiros, bóias-frias, garimpeiros, dirigentes sindicais rurais e advogados, na luta pela posse da terra e na defesa dos direitos dos trabalhadores. Somente nos 3 primeiros meses de 1984, 17 pessoas, número superior ao dos anos de 1980, 1981 e 1982. Em 480 anos os indígenas no Brasil foram reduzidos de 5 milhões para 220 mil, e apenas um terço de seu território está oficialmente demarcado... Este panorama social e econômico evidencia a necessidade de uma reforma agrária.

D. Hélder, então, questionou: para que a reforma agrária?

A reforma agrária visa à distribuição, entre 12 milhões de trabalhadores rurais sem terra ou com minúsculas parcelas de terra, dos 280 milhões de hectares de terra não-explorada nos latifúndios. Reforma agrária multiplica a área de lavouras aumentando a produção de alimentos, como também amplia o mercado interno, por meio da redistribuição da propriedade e da renda agrária. Uma reforma agrária eliminará a especulação, possibilitando preços justos para pequenos produtores e alimentos mais baratos para a população. Uma reforma agrária também cria novas oportunidades de vida e de trabalho para os desempregados e subempregados nas cidades e reestimula as atividades econômicas, que oferecem mais emprego e se voltam para o bem-estar da população. A reforma agrária pode quebrar o monopólio das multinacionais na produção e comercialização agroindustrial e pode recuperar as terras em suas mãos, acabando com a especulação. E, com uma reforma agrária, elimina-se as causas da violência contra os trabalhadores rurais e contra os povos indígenas. A reforma agrária é necessária para a efetivação da democracia no país, democratizando o acesso à produtividade da terra.

O palestrante referiu-se também ao costume brasileiro de falar muito sobre a reforma agrária, inclusive à opinião de que esta já estaria sendo realizada. Diante deste engano, D. Hélder tentou identificar o que não devia ser chamado de reforma agrária, mesmo que oficialmente se chame assim: a compra de terras; a regularização fundiária; a titulação de terras e a regularizsação fundiana; a titulação de terras e a reformulação fundiaria. „Que nos perdoe o Instituto Nacional de Colonização torna mais suave a sua sigla Incra, mas seria melhor não misturar Colonização e Reforma Agrária." Reforma agrária é um processo amplo, que abrange uma democratização verdadeira do solo, uma re-distribuição.

Foi esta a mensagem, que ele transmitiu ao corpo docente e discente da Universidade Rural. "Bem sei", disse ele, "que vos convido para uma empreitada dificílima. Tocar no direito de propriedade é atingir um direito que, para muitos, é considerado intocável, sagrado... Mas devia-se reconhecer com toda clareza a realidade: estamos abusando da paciência do povo..."

Foi uma palestra corajosa, mas D. Hélder não hesitou em declarar: "Quando dou comida aos pobres, me chamam de santo; se pergunto porque os pobres passam fome, me chamam de comunista"

Deve-se constatar que a Igreja Católica nem sempre havia se engajado nas longas disputas acerca da democratização da terra. Houve épocas em que a posição da Igreja quanto aos movimentos camponeses era até agressiva; só mais tarde a Igreja mostrou-se mais sensível a esta questão. Desde o Vaticano II, a Igreja desenvolveu mais compreensão para a situação do proletariado. D. Hélder Câmara, na sua palestra proferida em 21.9.1984, por ocasião da promoção a Doutor Honoris Causa, na aula magna na UFRPE, destacou o Santo Padre João XXIII ("o nosso querido João de Deus*) que dissera: "Quando um Homem trabalha uma terra, durante anos, acaba criando raízes nela ... Arrancá-lo dali e jogá-lo para as surpresas da cidade é um pecado contra Deus e contra a criatura humana" (UFRPE, 1984, p. 39).

Jaime Amorim, coordenador regional do MST em Pernambuco, sublinha que o Movimento dos Sem Terra deve muito aos bispos pernambucanos, "porque rezaram missas nos assentamentos". Apesar de numerosos conflitos, que periodicamente causaram até feridos e mortos, os camponeses e trabalhadores sem-terra se sucederam, apoiados especialmente pela Igreja, fazendo pressão sobre o governo a fim de conseguirem melhoramentos da infra-estrutura nos assentamentos, melhor acesso de seus produtos ao mercado e uma constante aceleração na realização da reforma agrária.

"Se, porém, o governo, em ‘1998, não consegue assentai no Estado de Pernambuco mais de 944 famílias, o que seria apenas um terço daquilo que no início do ano foi planejado, então o ano de 1999 promete tornar-se ainda mais difícil", advertia então o bem conhecido líder Jaime Amorim.

Freitag, 28. August 2009

Letter to President Barack Obama

A good friend from Asunción. DR. MARTIN ALMADA , defending Human Rights in Paraguay, passed me the following letter CON RUEGO DE SU DIFUSION, asking for publication:

President Barack Obama
The White House Washington, DC

On January 26, 2009 a U.S. federal judge in Georgia found the SOA 6 guilty of illegal entry onto the U.S. Army base at Fort Benning during a protest against the School of the Americas (SOA). The six were part of the thousands who came together on November 22-23, 2008, to demand the closure of the School of the Americas. The six carried out an act of peaceful civil disobedience, walking onto the base. The judge sentenced them to two-month prison terms. These activists are Fr. Luis Barrios, Kristin Holm, Sister Diane Pinchot, Al Simmons, and Theresa Cusimano. A sixth co-defendant, Louis Wolf, was sentenced to six months of house arrest. In Asuncion we have declared our support for the cause. We are in solidarity with the six.

As with Guantanamo, the SOA is known for torture and crimes against humanity. In the case of Guantanamo the crimes occurred recently inside of one complex. With the School of the Americas, the "training" and the resulting crimes have gone on for more than 60 years.

Starting on November 26, 1974, in Asuncion, Paraguay, I was brutally tortured by an aggregate of military personnel from Argentina, Brazil, Bolivia, Chile, Uruguay, and of course, military and police from Paraguay.

I had defended a doctoral thesis at the University of La Plata in Argentina, entitled "Paraguay: Education and Dependence." I took my inspiration from the great Brazilian educator, Paulo Freire, who at that time was considered a subversive.

I would like to emphasize that I took no course in how to be tortured.

However, all my torturers had taken courses at the School of the Americas when it was located in the Panama Canal Zone. During one month in the torture room I saw more than 1,200 persons tortured for the mere act of holding different opinions from that of the government of General Alfredo Stroessner. He was the person who the former Vice President of the USA, Richard Nixon, called the "Champion of Anti-Communism in Latin America."

Thus I believe that for nearly all the human rights abuses committed in Paraguay during the period from 1954 to 1989, the government of the United States has legal co-responsibility at the national and international levels.

Crimes against humanity have no statute of limitations.

On November 22, 1992, on my return to Paraguay, with the assistance of a judge, I discovered the archives of Stroessner's Secret Police. The press soon dubbed it the "Archives of Terror." I uncovered the founding documents of Operation Condor. This was a criminal pact between the military governments of the 1970s, including Argentina, Bolivia, Brazil, Chile, Paraguay, and Uruguay. The price of the pact was paid with more than 100,000 victims in the Southern Cone region. More than half of these victims were grassroots leaders, students, professors, lawyers, doctors, members of religious congregations, journalists, human rights defenders, artists and intellectuals. In other words, the military tried to eliminate the thinking class of Latin America.

The intellectual author and instigator of these crimes was the Secretary of State from the US at that time, Henry Kissinger. In 2002, I initiated a criminal complaint against him in Santiago, Chile, where Operation Condor was conceived during the Pinochet regime.

Soon after the discovery of the "Archives of Terror," Maryknoll Father Roy Bourgeois visited us. From my personal experience of torture in 1974-1975 at the hands of graduates of the School of the Americas, I enthusiastically joined his campaign to close the "School of Assassins" now located at Ft. Benning. To me, keeping this US military facility open makes no sense at all because in Latin America the rule of law is now in effect. Why spend US tax money to train Latin American torturers?

Your election as President has offered a great hope to the world. In Latin America we are especially hopeful that the systemic violation of human rights might come to an end.

As winner of the Alternative Nobel Peace Prize and as a Member of the Executive Committee of the American Association of Jurists, I ask of ou, please, Mr. President:

1. Utilize your office to end the political persecution of the brave US citizens who are struggling for the closure of the School of the Americas, a training institute that supports authoritarian governments. Let us be in solidarity with the six North Americans who, swimming against the current, are staking their all for universal justice.

2. Close the School of the Americas, and convert it into a People's University for Human Rights and Ecology. We are very concerned, as you are, about growing environmental contamination and global warming.

I send you greetings with the highest regard and respect.

DR. MARTIN ALMADA

27.8.09

Montag, 13. Juli 2009


„SCHWARZES VIEHZEUG" UND „FARBIGES ELEMENT"

Beobachtungen zum Thema *Menschenrecht, Toleranz und Humanität in Lateinamerika

Im Jahr 2000 beging man mit großem Aufwand überall im Land das 500. Jubiläum der „Entdeckung" Brasiliens durch den portugiesischen Seefahrer Pedro Álvares Cabral. Meine erste Begegnung mit der „ilha Brasil" lag fast ein halbes Jahrhundert zurück, so lag es mir daran, nunmehr das Fazit meiner Recherchen über Kultur und Geschichte dieses Landes zu ziehen. Eine Reise nach Argentinien, Paraguay und Brasilien im Jubiläumsjahr führte mir dann noch einmal besonders eindrücklich die Lage der Eingeborenen, der Schwarzen und der Landlosen, der Schwächsten also in der lateinamerikanischen Gesellschaft, vor Augen.
Auf der Plaza de Mayo von Buenos Aires erinnern in das Pflaster eingelassene Symbole an die vielen Menschen, die während der blutigen Herrschaft der Militärs ums Leben gekommen bzw. `verschwunden´ sind. Jeden Donnerstag versammeln sich die „Mütter der Plaza de Mayo" vor dem Regierungspalais zu einem Schweigemarsch. Sie fordern Aufklärung über den Verbleib ihrer Angehörigen und verlangen „Gerechtigkeit". Dazu gehört auch die Verurteilung der Schuldigen, die noch heute unbehelligt auf ihren Posten sitzen. Der Abgeordnete des Nationalparlaments Torres Molina unterstützt die Angehörigen der Opfer des staatlichen Terrors der 70er Jahre mit großem Engagement. Sein Assessor war einer der Exilierten jener Zeit, der bei uns in der Bundesrepublik Aufnahme gefunden hatte. Nürnberger Menschenrechtler pflegen die Verbindung zu den Freunden in Argentinien in besonderer Weise.
„Bis zum heutigen Tag sind wir ein kolonisierter und ausgebeuteter Kontinent", sagte einer meiner Kollegen in Rio de Janeiro. Der Leiter der Staatskanzlei von Rio Grande do Sul, Dr. Flavio Koutzii, sprach in einem Interview, um das ich ihn gebeten hatte, von einer erneuten Kolonisierung Brasiliens. Dazu nannte er ein Beispiel: Die fünf Geldinstitute des Landes, die von den ehemals vierzig brasilianischen Banken übrig geblieben sind, befinden sich heute mehrheitlich in spanischer oder portugiesischer Hand.
Alle Leute sagen, Brasilien sei eine Demokratie, in der Menschen unterschiedlicher Rassen ohne Diskriminierung zusammen leben. In den gängigen Statistiken heißt es, die Bevölkerung setze sich aus 53% Weißen, 34% Mischlingen, 11% Schwarzen und 2% Sonstigen zusammen. Die Zahl der Indios wird mit 300.000 angegeben - bei einer über 160 Millionen zählenden Bevölkerung!
Was die prominente Politikerin Benedita da Silva von der Gleichberechtigung aller Menschen in ihrem Land hält, hat sie mir ein einem Interview in aller Deutlichkeit erklärt: „Man hat uns viele Jahre lang weisgemacht, dass es hier keinen Rassismus gibt, sondern eine Pluralität der Rassen, und dies sei gleichbedeutend mit einer Demokratie. So wurde Brasilien als ein Land angesehen, in dem es keine Rassenvorurteile gibt und bei dem es sich in der Tat um eine Rassendemokratie handelt. Ich führe dies praktisch auf den Mythos der Rassendemokratie zurück. Wir, die von Afrikanern abstammenden brasilianischen Neger jedoch, wissen ganz genau, dass eine solche Feststellung nicht gerechtfertigt und dass jenes Bild von einer Rassendemokratie ein Irrtum ist, weil man, wenn man die Situation unter sozialen Gesichtspunkten betrachtet, eine außergewöhnlich große Anzahl von Ausgeschlossenen finden wird, und unter diesen wiederum befinden sich in erster Linie wir Neger und die Leute aus dem Nordosten."
„Wir tragen" sagte sie mir, „ein Erbe mit uns herum, genau so, wie Sie es in Ihrem Buch beschreiben. Ich habe es genau hier an dieser Stelle gelesen - ich verstehe zwar kein Deutsch, aber Sie benutzen hier ein portugiesisches Wort, so dass ich es lesen konnte. Es ist genau so, wie Sie es hier in Ihrem Buch ausdrücken: „Ware", produto, ein Produkt. („Durch ihre Versklavung hatte man den Schwarzen ihre Identität genommen. Ihr angestammter Name wurde nach der obligatorischen Taufe durch einen christlichen Namen ersetzt; jedoch auch mit einem neuen Namen versehen, blieben sie verkäufliche Ware. Als peças - wie Rinder oder Esel - wurden sie von den Sklavenhändlern bezeichnet. Es handle sich bei den Afrikanern um Leute, die mais tem de bruto que de gente - die wilden Tieren ähnlicher seien als menschlichen Wesen." So äußerte sich die Befragte einmal an anderer Stelle.) „Wir sind tatsächlich ein Produkt, und nur seine Gestalt hat sich verändert: heute sind wir - unter physischen Gesichtspunkten - nicht mehr dieses Produkt, das uns als Sklaven identifiziert, es leben jedoch dort, wo die Mehrheit der Bevölkerung aus Negern besteht, einige Segmente der Schwarzen, in einer weitgehend mit der Sklaverei identischen Situation, in einer Welt des Elends, und der Finsternis, gerade auch auf dem Sektor von Erziehung und Bildung... Wir müssen also feststellen, dass hier die Wurzel allen Übels liegt, auch die Ursache für den Mangel an Toleranz, den wir in der ganzen Welt erkennen."
Im Eingeborenen-Reservat von Inhacorá sprach ich mit dem Häuptling, João Camargo, der einer Gruppe von 800 Kaingang-"Indios" vorsteht. De facto geben die Bürokraten der Nationalen Indianerstiftung den Ton an. Die Kaingang betreiben Subsistenzwirtschaft auf einem Gebiet, das ca. 2.800 ha umfaßt. Vor einigen Jahren waren es noch 5.000 ha gewesen. 2.200 ha haben in der Zwischenzeit die „brancos", weiße Anlieger, die dem „schwarzen Viehzeug", wie sie die Indianer oft verächtlich nannten, von dem Territorium abgezwackt.
Seit sie 1993 als Staatsbürger anerkannt wurden, können die Indios ihr Land wieder selbst bebauen; doch in welchem Zustand haben sie es vorgefunden? Jahrzehntelang wurde der Naturwald von skrupellosen weißen Geschäftemachern abgeholzt. Der Boden wurde durch Monokulturen, wie die für den Export bestimmte Sojabohne, total ausgelaugt. Nur schrittweise kann begonnen werden, auf der Basis der Subsistenzwirtschaft die Grundlage für den eigenen Lebensunterhalt zu schaffen. Es fehlt an allem: an Saatgut und Kleinvieh ebenso wie an landwirtschaftlichen Geräten. Die Indianerschutzbehörde ist ein bürokratischer Wasserkopf. Kaum jemand dort versteht wirklich, was die Indios benötigen.
In Rio Grande do Sul gibt es nur noch 8.787 Kaingang und Guaranis auf einer Grundfläche von 60.330 ha in 17 Reservaten. Für zwei Gemeinden von 336 bzw.24 Eingeborenen muß über die Anerkennung des von ihnen bewohnten Gebietes erst noch durch die Justiz entschieden werden. Wen darf es wundern, wenn sich unter diesen Umständen bei den Indios der Wunsch verbreitet: `Wir wollen in Freiheit leben, wie zu der Zeit ehe der Portugiese nach Brasilien kam!´
Kurz vor dem Besuch bei den Kaingangs hatten, ausgerüstet mit Pfeil und Bogen, Indios in Mato Grosso eine Ortschaft belagert, um zu fordern, „was ihnen gehört": „Dieses Land ist unser!"
In Asunción lernte ich einen Ingenieur kennen, der eine Indianerstiftung leitet. Sein Vater, Leon Cadogan, Sohn australischer Einwanderer, hatte sich in der Indianerarbeit in außergewöhnlicher Weise engagiert und verschiedene Guarany-Sprachen studiert. In den 40er und 50er Jahren, als die Eingeborenen noch schutzlos der Sklaverei ausgesetzt waren, hat er mit Erfolg für das Recht der Indios gekämpft. Am Ende hat er eine umfangreiche Bibliothek über die Geschichte und Kultur der Guaraní-Völker Paraguays, samt einer Art von ethnologisch-anthropologischem Museum hinterlassen. Mit einem Indio fuhren wir in das benachbarte Luque, um dort eine „posada" zu besuchen, ein Grundstück, auf dem die Angehörigen eines Stammes der Guaranis „Unterkunft" finden, bis sie nach Erledigung ihrer Geschäfte in der Hauptstadt wieder in den Chaco zurückkehren können. Wir haben uns freundschaftlich unterhalten und ich erfuhr viel über die Unterdrückung dieser Menschen, deren Vorväter einst die Herren dieses Landes gewesen waren.
Was die Situation der Schwarzen betrifft, deren Vorväter Brasilien als Sklaven unfreiwillig „entdecke" mußten, widerspiegelt ein bezeichnendes Erlebnis, das ich in Porto Alegre hatte:
Im Regierungspalais wurde ich ins Vorzimmer des Chefs der Staatskanzlei weitergereicht, wo man mich bat, ein Weile Platz zu nehmen; vor mir sei nur noch eine Dame, eine Schwarze, an der Reihe. Als ein Sekretär auf der Bildfläche erschien, wandte sich dieser sofort mir zu, und fragte höflich, ob ich ein Glas Wasser annähme, worauf ein livrierter Diener mir artig cafézinho und Wasser anbot. Meine Nachbarin, neben der ich auf dem obligatorischen Ledersofa sass, hatte Glück, dass auch für sie ein Espresso samt einem Glas Wasser abgefallen war. Ich raunte ihr zu: „Da sehen Sie die democracia racial. Sie sind Brasilianerin, ich bin Ausländer, Sie waren zuerst hier, während ich erst nach Ihnen eintrat, doch ich habe helle Haut, also werde zuerst ich angesprochen. Vielleicht gibt es bis zum Jahr 2088 ein Gesetz, welches eine derartig offensichtliche Diskriminierung wirklich verhindert!" Damit bezog ich mich auf das `berühmte´ Jahr 1888, in dem am 13. Mai durch die Kaiserin die Abolition verkündet worden war. Obwohl seit der Aufhebung der Sklaverei weit über hundert Jahre vergangen sind, werden die Schwarzen in Brasilien noch immer als Bürger zweiter Klasse behandelt. Dabei sind von je zehn Brasilianern vier von dunkler Hautfarbe. De facto werden 60 Millionen Brasilianern bis heute die vollen staatsbürgerlichen Rechte vorenthalten, vor allen Dingen durch rassistische Mechanismen im Bildungswesen, aber auch auf dem Arbeitsmarkt. Eine ganze Reihe befreundeter Schwarzer haben mir bestätigt, dass sie auf Grund ihrer Hautfarbe entweder ohne Arbeit sind oder - auch als Akademiker - schlechter bezahlt werden als Weiße.
Es war eine schwarze Künstlerin - sie malte und machte Straßen- und Kindertheater - die in der Kurie von Salvador de Bahia genau wie ich auf ein Gespräch mit dem schwarzen Bischof Gílio Felício wartete, die mir im Verlauf unserer Unterhaltung ein paar Bildchen zeigte. Als ich fragte, welche Bedeutung diese Bildchen denn hätten, bedeutete sie mir: Sehen Sie sich das einmal richtig an! Es ist eine Kollektion von Kindern aus Bahia. Sie wählte ein halbes Dutzend solcher Bildchen aus und erklärte: Hier können Sie sehen: Das sind die Kinder von Bahia!" Sie waren alle weiß uns blondschöpfig.
Sogar im Bereich der Kirche sind gelegentlich Beispiele der Diskriminierung von Schwarzen zu registrieren. So berichteten Freunde aus Nova Iguaçú, einer Stadt im Großraum von Rio de Janeiro, in der überwiegend Schwarze leben, mit Abscheu vom Verhalten eines Priesters, der die bereits festgesetzte Trauung eines schwarz-weißen Paares mit der Ermahnung verhindert habe, die jungen Leute möchten sich die Sache doch noch einmal genau durch den Kopf gehen lassen. zwar verbietet das Gesetz jegliche Diskriminierung aus Gründen der Rasse, und man spricht nicht über die Hautfarbe des andern. Wie die Katze um den heißen Brei herum schleicht, windet man sich, wenn es um die Frage der Rasse geht. Am Ende bezeichnet man den Neger dann vorsichtig als ein elemento de cor - ein farbiges Element! So redet man sich ein, „Neger" gibt es in der Gesellschaft einfach nicht, darf es nicht geben! Es ist genau diese Haltung, die den vehementen Protest Beneditas hervorruft und sie fordern läßt: „Wir wollen wahrgenommen werden! Wir wollen als negros wahrgenommen werden!" Als Da. Benedita dies ausrief, dachte sie wahrscheinlich nicht daran, dass 50 Jahre zuvor Frantz Fanon (Black Skin, White Masks) herausgeschrieene hatte: „Get used to me, I am a Negro!" - Gewöhne dich an mich, ich bin ein Neger.
Die meisten offiziellen Studien ignorieren die Hautfarbe des Betreffenden, was die Analyse erschwert. Das Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística - IBGE - fordert die Befragten auf, selbst die Tönung ihrer Hautfarbe zu bestimmen. Die Schwarzen haben jedoch, wie Benedita da Silva gelegentlich sagt, den subtil herrschenden Rassismus so sehr verinnerlicht, dass sie sich für alles mögliche halten, nur nicht für schwarz. Die Antworten der vom IBGE Befragten sind unglaublich. Sie ergeben ein Farbspektrum, das von einem unbestimmten café-com-leite - Milchkaffee - bis zu einem unverständlichen pardo bebê - babybraun - reicht. Als 1995 das Instituto Datafolha eine Gruppe von Personen nach ihrer Hautfarbe befragte, kamen über hundert verschiedene Antworten zusammen. Es gibt einen technischen Grund, weshalb man die Hautfarbe nicht vom Interviewer definieren läßt: Da es kein biologisches und katalogisierbares Konzept zur Bestimmung der Rassen gibt, böte sich dem Befrager Raum für seine eigenen Vorurteile; dann schon lieber 138 unterschiedliche Hauttönungen! Es ist erfrischend, eine Autodefinition wie die des 41jährigen Volleyball-Fans Isabel zu vernehmen, die ISTOÉ erklärte: Eu sou neguinha. Minha avó era uma mulatona linda e a mãe dela, uma negona - „Ich bin ein Negerlein. Meine Großmutter war eine hübsche Mulattin und ihre Mutter eine Schwarze." Es ist übrigens frappierend zu sehen, dass bereits die Franzosen - mit Blick auf ihre Untertanen in der Karibik - 128 Farbabstufungen registriert hatten!
Im Klassenzimmer haben es weiße Kinder leichter als dunkle, wie diverse Studien beweisen. Auch das schwarze Mädchen Benedita aus der Favela do Morro do Chapéu Mangueira mußte diese Erfahrung machen. Obgleich eine fleißige Schülerin, die ihre Hefte ordentlich führte, die in ihrer Klasse niemand in Kalligraphie übertraf, und der die Lehrerin die beste Note ankündigt hatte, erklärte man ihr beim Schulabschlussfest, es habe sich um einen Irrtum gehandelt. Negro não nasce para saber - heißt es bei Jorge Amado einmal - Der Neger wird nicht zum Studieren geboren! Rassenvorurteile gehören übrigens zu den Eigenschaften der Erwachsenen - und auch der Lehrkräfte! Die meisten Kinder bis zum Alter von 10 oder 11 Jahren besitzen keinerlei Rassenvorurteile, wie ein Kollege aus Porto Alegre, Harald Malschitzky, schon vor vielen Jahren dargelegt hat.
Die Lehrerinnen küssen weiße Kinder dreimal so viel wie Neger. Und auch, wenn es um die Religion geht, erfahren schwarze Kinder, dass sie nicht wirklich dazugehören. Benedita da Silva berichtet: „Als Kind träumte ich davon, bei der Prozession in der Kirche ein Engel zu sein. Ich bin nie ein Engel gewesen, weil die Nonnen sagten, dass es keine schwarzen Engel gibt."
Benedita da Silva, von den Ihren liebevoll Bené genannt, arbeitet mit der Bewegung der Schwarzen daran, für die TV-Werbeprogramme eine Quote von ebenfalls 40% für schwarze Darsteller zu erreichen. Bezeichnend war der Beitrag eines Babalorijá aus Recife, der auf einer Arbeitssitzung der Fundação Joaquim Nabuco, an der ich teilnehmen konnte, einen sehr bezeichnenden Vorfall heftig kritisierte: Für eine Verfilmung des Romans Gabriela, cravo e canela von Jorge Amado hatte man für die Rolle der Gabriela eine schwarze Darstellerin gesucht, am Ende jedoch eine weiße engagiert. Auf die Frage, warum man keine Schwarze für die Rolle einer negra genommen habe, kam die Antwort: „Wir haben mit 80 Schwarzen Proben vorgenommen, doch keine von ihnen besass die erforderliche Fähigkeit." Inzwischen sind gewisse Fortschritte zu verzeichnen. Dominierte in den gängigen Serien ein Image des Schwarzen, das ihn in die Nähe von Kriminellen, Doofen oder auch Verrückten zu stellen pflegte, so kann man Schwarze inzwischen auch in seriösen Rollen (inklusiv Werbespots) sehen. „Hat etwa schon einmal jemand in den Werbespots einen Schwarzen ein Glas Whisky trinken gesehen? Sie erscheinen nur als Kellner, Kriminelle, Pförtner, Hausangestellte oder aufgrund ihrer körperlichen Stärke, etwa beim Boxen, Fußball oder Olympischen Spielen, Nur ganz selten treten sie als Ärzte, Rechtsanwälte, Dichter, Philosophen oder Inhaber politischer Ämter auf", monierte Benedita. In den landesweit (und darüber hinaus: man verfolgt sie sogar in Russia) beliebten novelas - melodramatischen Fernsehserien - werden, wie brasilianische Kritikerinnen bemerken, „die Frauen und Schwarze systematisch als sich selbst entfremdet dargestellt. Steht ein Schwarzer im Mittelpunkt des Geschehens, kann es geschehen, dass diese Rolle von einem schwarz geschminkten weißen Schauspieler gespielt wird. Die Nebenrollen hingegen dürfen die schwarzen Schauspielerinnen ausfüllen: Prostituierte, Chauffeure, Gauner und das Heer der Dienstmädchen und Putzfrauen ... Shampoowerbung in Brasilien zeigt grundsätzlich Frauen mit langem, glattem, duftigem, meist blondem Haar." Die schwarze Frau werde, so die Kritikerinnen von Caipora, „durchgängig als naiv, wenn nicht dumm, abergläubisch, dick und hässlich dargestellt, sie trägt immer eine Schürze und ein Tuch um den Kopf."
In Rio Grande do Sul und Pernambuco führte ich Gespräche mit Angehörigen der Landlosenbewegung (MST), die entweder ein Latifundium besetzt hatten, wo sie dann über viele Monate oder Jahre in primitiven Behausungen aus Planen hausen mußten, oder sich bereits definitiv einrichten konnten und, in einfachen Häusern lebend, bereits ihrer bäuerlichen Tätigkeit nachgingen.
Eine UNO-Statistik belegt, dass Brasilien unter den Ländern der Erde mit der größten Bodenkonzentration in privater Hand an zweiter Stelle steht. Ungefähr 1% der Landeigentümer verfügen über 40% der gesamten landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Brasiliens. Dabei handelt es sich um nicht weniger als um 80 Millionen Hektar.
Eine Untersuchung aus dem Jahre 1996 macht deutlich, dass in dem riesigen Land 4,9 Millionen bäuerlicher Familien unterhalb der Armutsgrenze vegetieren. 78% der ländlichen Bevölkerung verdienen pro Tag nicht mehr als zwei Reais, ungefähr zwei DM. Wen darf es da wundern, wenn die Miserablen unter solchen Bedingungen gegen das bestehende menschenverachtende System aufbegehren?
Nach ersten Landbesetzungen haben landlose Taglöhner 1984 die Bewegung der Landlosen (MST) ins Leben gerufen. Im Laufe der mittlerweile verflossenen 15 Jahre gelang es, im Zuge von 2000 Aktionen der Landbesetzung über 200.000 Familien von Landarbeitern auf 7 Millionen ha bis dato ungenutzten Bodens anzusiedeln. Heute leben auf diesen Flächen 20 - 30mal mehr Familien als dies vor der Okkupation der Fall gewesen ist.
Der Weg bis zur offiziellen Anerkennung solcher Okkupationen war nicht nur hart, sondern auch blutig. Die Kirche hat nachgewiesen, dass in den 12 Jahren von 1985 bis 1997 in ländlichen Regionen 1.003 Landarbeiter - Männer, Frauen und Kinder - und Anführer der Bewegung, wie Rechtsanwälte, kirchliche Mitarbeiter und Priester, im Zusammenhang mit Landbesetzungen ermordet worden sind. Weltweiten Protest erregten die der Bundespolizei anzulastenden Massaker von Corumbiara und Carajás. In all den Jahren kam es lediglich in 56 Fällen zu Strafprozessen, und nur 7 Personen wurden verurteilt. Alle übrigen gingen straffrei aus.
Nach diesen Beispielen der Missachtung von Menschenrechten namentlich in Argentinien und Brasilien sei zum Schluß aber auch noch ein persönliches Erlebnis, eine Begebenheit von beispielhafter Toleranz, berichtet: Man hatte für den 12. Februar in der katholischen Kirche von Casa Forte, Recife, die Taufe unserer brasilianischen Enkeltochter angesetzt. Als protestantischer Theologe sollte ich bei der Feier mitwirken. In einem Vorgespräch mit Padre Edivaldo, der ein guter Freund des bekannten Erzbischofs von Olinda und Recife, Dom Hélder Câmara gewesen war, erzählte ich ihm die folgende Geschichte, die mir Dom Hélder einmal berichtet hatte: `Eine Studentin aus Rio de Janeiro, die sich auf die Abfassung ihrer Dissertation vorbereitete, kam in unsere Region mit dem Bewusstsein ihrer geistigen Überlegenheit. Man schickte sie in eine entfernte Gegend, wo sie einem Fischer begegnete, der mit einem Korb voller Fische des Weges kam. Sie begann sich mit ihm zu unterhalten und fragte ihn, ob er wisse, wer der Präsident der Republik sei. Er wusste es nicht. Und wer der Gouverneur des Staates Pernambuco sei. Auch das wusste er nicht. Und wie heißt der Bürgermeister diese Ortes? Wiederum blieb er die Antwort schuldig. Die Studentin verhehlte nicht ihr Erstaunen darüber, dass jemand, der in diesem Lande wohnte, die Namen jener Persönlichkeiten nicht kannte, die doch fast aller Welt bekannt waren. Der Fischer nahm seinerseits ganz gelassen einen seiner Fische aus dem Korb, hielt ihn der Fremden vors Gesicht und fragte: „Weiß die Frau Doktor vielleicht den Namen dieses Fisches?" Sie verneinte. Er holte einen anderen hervor: "Und diesen hier?" Sie verneinte wiederum. „Und diesen dritten hier?" Sie mußte erneut passen. Da sagte der Fischer in aller Schlichtheit: „Dann müssen wir unsere Unwissenheit austauschen!" - Nachdem ich diese Geschichte zum Besten gegeben hatte, wurde ich ohne langes Federlesen eingeladen, die gesamte Taufhandlung zu übernehmen. Eine erstaunliche Offenheit!
Zur festgesetzten Stunde war ich an Ort und Stelle. Padre Edivaldo stellte mich nach der Messe der Gemeinde vor und kündigte an, dass nun der anwesende Pastor luterano aus Deutschland sein Enkelkind taufen werde. Die Gemeinde klatschte kräftig Beifall. Anstatt, wie am Vortag besprochen, bei der Tauffeier anwesend zu sein, sagte mir der Padre nun, es sei doch nicht sinnvoll, wenn er während der Taufe auch zugegen wäre, ich solle die Amtshandlung in aller Ruhe ganz allein vollziehen und zwar ganz genau so, wie es in meiner Gemeinde üblich sei. So wurde das Kind in einer der schönen katholischen Kirchen von Recife im Stil des Kolonialbarocks nach lutherischem Ritus getauft und danach in das Taufregister der römisch-katholischen Gemeinde von Casa Forte eingetragen. Dass der zuständige Kollege diese Form der Taufe in seiner Kirche gestattete, verriet eine ganz außergewöhnliche Toleranz. Er zeigte ein wahrhaft großes Herz! Eigentlich war es aber der gemeinsame amigo Dom Hélder Câmara, der statu invisibile seinen Segen zu der ungewöhnlichen Amtshandlung gegeben hatte!
So wird durch dieses sehr private Beispiel bestätigt, was ein protestantischer Kollege aus Rio mir im Blick auf sein Volk und Land einmal sagte, das allen Unbilden zum Trotz von der Hoffnung auf morgen getragen wird: „Wir sind umgeben von Unwissenheit, Armut und Leiden, und doch sind wir erfüllt von Hoffnung! In unserer Zeit sind es die Armen, die gekreuzigt werden. Der Boden unseres ganzen Kontinents ist von ihrem Schweiß und Blut getränkt, doch eines Tages wird sich erfüllen, worauf wir gehofft haben, und wir werden uns zu einem neuen Leben erheben."